FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind mit Signalen für eine Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) gestiegen. Die EZB hob zwar den Leitzins am Donnerstag erneut an, gab aber kein Signal für eine weitere Zinserhöhung. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future legte um 0,40 Prozent auf 131,15 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel auf 2,59 Prozent. Auch in anderen Ländern der Eurozone gaben die Renditen nach. Besonders deutlich in Italien.
Die EZB hat ihre Leitzinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Der derzeit besonders wichtige Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, erreicht mit 4,0 Prozent das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999. Die Anleihen legten trotzdem zu. Schließlich signalisierte die Notenbank für die nächste Sitzung keine weitere Anhebung mehr.
In der Mitteilung heißt es dazu: "Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das - wenn es lange genug aufrechterhalten wird - einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird." Notenbankchef Christine Lagarde verwies später ausdrücklich nochmal auf diese Passage. Ganz ausschließen wollte sie eine baldige erneute Zinserhöhung aber auch nicht.
Die Notenbank senkte zudem ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum merklich. "Die Geldpolitik wirkt und bremst das Wachstum, wobei die EZB-Experten nach wie vor nicht mit einer Rezession rechnen", kommentierte Marco Wagner, Volkswirt bei der Commerzbank (ETR:CBKG). "Wir gehen davon aus, dass die Notenbanker die Zinsen tatsächlich nicht weiter anheben werden." Eine Zinssenkung sei im kommenden Jahr aber auch nicht zu erwarten. "Dafür bleibt der unterliegende Inflationsdruck zu hoch", schreibt Wagner.