FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag deutlich unter Druck geraten. Die überraschende Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sorgte für große Verunsicherung. Der für den deutschen Markt richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future sackte um 1,67 Prozent auf 142,93 Punkte ab.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um 0,19 Prozentpunkte auf 1,73 Prozent. Zeitweise war die Rendite noch stärker bis auf 1,92 Prozent gestiegen. Dies war der höchste Stand seit Anfang 2014.
Auslöser für den Ausverkauf war die Entscheidung der SNB, die Geldpolitik merklich zu straffen. Die Notenbank erhöht den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent. Volkswirte hatten einen unveränderten Zins erwartet. Die Währungshüter wollen so der Inflation entgegenwirken. Dies könnte den Druck erhöhen, dass auch die EZB auf ihrer Sitzung im Juli den Leitzins stärker als bisher erwartet anhebt.
Die Renditen in allen Ländern der Eurozone und der Schweiz legten deutlich zu. Die deutlichen Rückgänge vor allem bei südeuropäischen Anleihen am Vortag wurden so größtenteils wett gemacht. Als Reaktion auf die jüngste Unruhe an den Finanzmärkten hatte die EZB nach einem Sondertreffen angekündigt, frei werdende Gelder aus dem Corona-Notkaufprogramm Pepp besonders flexibel einzusetzen. Zudem soll die Fertigstellung eines neuen Kriseninstruments beschleunigt werden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Donnerstag mit Verweis auf EZB-Kreise, dass das Instrument schon im Juli bereitstehen solle. Die Kurse erholten sich am Nachmittag etwas.
Am Vorabend hatten die Finanzmärkte noch gelassen auf die Zinserhöhung der US-Notenbank reagiert. Die Fed hatte ihren Leitzins um 0,75 Punkte angehoben. Dies war der größte Schritt seit 1994. Zwar war eine Mehrheit der Experten nur von 0,50 Punkten ausgegangen, allerdings war an den Finanzmärkten ein größerer Schritt schon eingepreist worden.