Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz
DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz
06.09.2012 / 10:09
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Dr. Marcus Schenck
'ESM per Saldo ein vertretbares und geeignetes Instrument zur
Stabilisierung der Euro-Zone'
Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz
Mit der 2011 von der Bundesregierung ausgerufenen Energiewende haben sich
die Rahmenbedingungen für die Energieversorger in Deutschland einschneidend
verändert. Statt Atomkraftwerken sollen jetzt in zunehmendem Umfang Wind-
und Sonnenkraftwerke den Energiebedarf in Deutschland decken. Über die
Herausforderungen, die sich von dieser neuen Ausrichtung der Energiepolitik
ergeben, wo sich neue Wachstumschancen bieten und warum die SE die richtige
Rechtsform für den Energiekonzern E.ON ist, spricht Markus Schenck,
Finanzvorstand von E.ON, im Interview mit dem Finanzplatz.
Interview mit Dr. Marcus Schenck, CFO, E.ON AG
Herr Schenck, nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat die Bundesregierung
im Juni 2011 ein zweites Mal den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen.
Für E.ON folgte darauf ein schwieriges Jahr, doch jetzt scheint es wieder
aufwärts zu gehen. Wie hat E.ON die Trendwende geschafft? Was bleibt noch
zu tun?
Fukushima war ein einschneidendes Ereignis und es hat uns gezeigt, welche
Verantwortung uns als Energieversorger obliegt. Auf unser bestehendes
Geschäft wirkt sich der kurzfristige Ausstiegsbeschluss natürlich
nachhaltig aus. Die wirkliche Herausforderung ist jedoch das politische
Signal einer eingeschränkten Verlässlichkeit in den regulatorischen
Rahmenbedingungen. Und das sehen wir in vielen europäischen Ländern.
Flexibler auf sich ändernde Markt- und regulatorische Rahmenbedingungen
reagieren zu können, ist daher ein Ankerpunkt in unserer strategischen
Neuausrichtung. Mit der Umstrukturierung und Verschlankung des Konzerns
haben wir hier einen wichtigen Schritt getan. Des Weiteren machen
Geschäftsfelder wie Outside Europe, Climate & Renewables oder aber die
neugegründete Einheit Connecting Energies für dezentrale Energielösungen
unseren Konzern zukunftsfähiger. Allerdings bleibt viel zu tun: Um
nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir auch langfristig unsere
Kostenbasis senken.
Der unvermittelte Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland stellt für
E.ON eine große finanzielle Belastung dar. Während andere Wettbewerber
jetzt der Atomenergie generell abschwören, will E.ON außerhalb Deutschlands
durchaus an Atomkraft festhalten. Wieso? Ist der Bau von Atomkraftwerken
heutzutage überhaupt noch rentabel?
Der Atomausstieg in Deutschland hat unser Ergebnis stark belastet und er
hat uns gezeigt, dass unser politisches Risiko in den vermeintlich stabilen
Ländern vielleicht sogar größer ist als beispielsweise in neuen, den
Developing Markets. Daher haben wir beschlossen, von dem Nuklearprojekt
Horizon in Großbritannien Abstand zu nehmen und andere strategische
Investitionen zu forcieren.
Die Energiewende soll vor allem durch den Einsatz regenerativer Energien
verwirklicht werden. E.ON plant eine große Offshore-Windanlage Amrumbank
West. 80 Windkraftanlagen sollen den Strom für 300.000 Haushalte
produzieren. 2015 soll der Windpark ans Netz gehen. Wie realistisch ist
das, wenn man bedenkt, dass der Netzausbau eher zögerlich vorankommt?
Tatsächlich ist der Netzausbau das kritische Thema bei der Energiewende.
Für unseren 288 MW Windpark Amrumbank gibt es aber keine Verzögerungen für
die Fertigstellung 2015. Wir hatten noch vor unserer
Investitionsentscheidung einen Zeitplan für den Netzanschluss vom
zuständigen Netzbetreiber Tennet erhalten, der mit fast vier Jahren zwar
eine längere Lieferfrist vorsieht als von uns gewünscht, den wir aber bei
unserer Investitionsentscheidung und in unserem Bauablauf berücksichtigen
konnten. Wir sind mit dem Netzbetreiber und den Behörden in ständigem
Kontakt und die Planungen verlaufen bisher im anvisierten Zeitrahmen,
sodass wir im Sommer 2015 Offshore-Windstrom ins deutsche Netz einspeisen
können werden.
Ende 2009 hat E.ON sein Stromnetz auf Verlangen der EU-Kommission an das
niederländische Unternehmen Tennet verkauft. Der Netzbetreiber Tennet
scheint allerdings mit den anstehenden Investitionen in den Netzausbau
überfordert zu sein und fordert finanzielle Unterstützung. War es ein
Fehler der Kommission, die europäischen Energiekonzerne zum Verkauf ihrer
Stromnetze zu zwingen, oder ist E.ON vielleicht ganz froh, den finanziellen
Belastungen durch den Netzausbau entkommen zu sein?
Nein, wir haben damals die Desintegration des Transportnetzes unterstützt
und stehen auch heute noch dahinter. Durch die Zusammenführung der Netze
von Tennet und transpower entstand zudem das erste grenzüberschreitende
Stromübertragungsnetz in Europa. Dies war ein wichtiger Schritt zur
Integration des europäischen Elektrizitätsmarktes. Nachhaltige
Investitionen müssen getätigt werden, und da kann ein fusioniertes
Transportnetzunternehmen Skalenerträge heben.
Neben den regenerativen Energien brauchen wir auch neue konventionelle
Kraftwerke, die die Grundlast sichern. Dabei ist jedoch zweifelhaft, ob
sich diese neuen Kraftwerke wegen des Vorrangs von Sonnen- und Windstrom
überhaupt rechnen. Was muss getan werden, damit die Versorger wieder in
Kraftwerke investieren? Wie kann man die Akzeptanz solcher Projekte bei der
Bevölkerung verbessern?
Was Sie beschreiben, ist richtig: Bei den momentanen Spreads rechnen sich
Neuinvestitionen nicht. Im Gegenteil, zahlreiche europäische Kraftwerke
schreiben Verluste. Niemand baut heute ein neues Kraftwerk auf Basis der
aktuellen Preise. Es wird zu Stilllegungen kommen. Dann können sich auch
die Preise wieder normalisieren. Sollte der Markt auch mittel- bis
langfristig keine ausreichenden Signale setzen, um Kapazitäten zu bauen,
die für die Versorgungssicherheit erforderlich sind, wird sich die Politik
Wege überlegen müssen, wie sie den Strommarkt incentiviert.
Im April hat E.ON ein Joint Venture mit dem brasilianischen Versorger MPX
vereinbart. Brasilien gilt neben Indien und der Türkei als wichtiger
Wachstumsmarkt für E.ON. Welche Wachstumschancen bieten sich für E.ON in
diesen doch sehr unterschiedlichen Ländern?
Diese Länder haben eines gemeinsam: Sie weisen eine wirtschaftliche
Entwicklung auf, von der wir hier in Europa nur träumen können. Und eine
sichere Elektrizitätsversorgung ist Grundvoraussetzung für weiteres
dynamisches Wachstum. Beispiel: Für Brasilien rechnen wir mit einer Zunahme
der Elektrizitätsnachfrage von durchschnittlich 5% p.a., wohingegen wir in
Europa mit einer insgesamt stagnierenden Entwicklung rechnen. Hier kann
E.ON einen wichtigen Beitrag leisten. Das Joint Venture mit MPX ist auf
unserem Weg, mehr in Wachstumsmärkte zu investieren, ein wichtiger Schritt.
Das Potenzial in diesen Märkten ist groß, und wir haben es uns als Ziel
gesetzt, bis zum Ende der Dekade circa 25% unserer Geschäfte außerhalb von
Europa zu tätigen.
Nach dem Beschluss der Hauptversammlung im Mai wird E.ON in eine Societas
Europaea (SE) umgewandelt werden. Vor allem das europäische Image und die
bessere Einbindung der Belegschaft im europäischen Ausland werden von
deutschen Unternehmen immer wieder als Umwandlungsgründe genannt. Warum ist
für viele deutsche Konzerne die SE eine attraktive Rechtsform, nicht aber
für Konzerne in anderen EU-Staaten?
E.ON ist in den letzten Jahren immer internationaler geworden. Heute sind
wir in vielen Ländern Europas und auch weltweit tätig. Mittlerweile ist
mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausland
beschäftigt. Dies soll sich künftig auch im Namen von E.ON zeigen. Neben
diesem eher äußerlichen Aspekt gibt es aber auch eine Reihe von
inhaltlichen Vorteilen der Umwandlung in eine SE. Wir sind davon überzeugt,
dass mit dieser Gesellschaftsform eine Stärkung der Governance und eine
höhere Effizienz und Effektivität der Aufsichtratsarbeit verbunden ist. Die
Umwandlung in eine SE führt dazu, dass sich die Internationalisierung des
Konzerns auch im gesamten Aufsichtrat widerspiegeln wird. In Zukunft können
die Mitarbeiter in ganz Europa ihre Vertreter im Aufsichtsrat von E.ON
mitbestimmen und erhalten damit erstmals eine adäquate Möglichkeit, die
Geschicke des Unternehmens mitzugestalten.
Neben der Verordnung über die Integrität und Transparenz des
Energiegroßhandelsmarkts (REMIT) greifen jetzt auch die MiFID II und die
dazugehörige Verordnung (MiFIR) in den Energiehandel ein mit dem Ziel, die
Transparenz in diesem Bereich zu verbessern. Welche Regelungsbereiche der
MiFID/MiFIR sehen Sie kritisch?
Wir teilen das Ziel, im Energiehandel größere Transparenz herzustellen.
Bezüglich MiFID/MiFIR sehen wir eine zentrale Bedeutung in der
Ausnahmeregelung für Nicht-Finanzinstitute. Unternehmen, die den
Energiehandel in erster Linie zur Absicherung ihres Kerngeschäfts betreiben
- in unserem Fall vor allem zur Absicherung von Risiken aus dem Betrieb von
Stromerzeugungsanlagen -, sollten auch weiterhin nicht wie systemrelevante
Finanzinstitute betrachtet werden und nicht die entsprechenden
Kapitalanforderungen erfüllen müssen. Unter der derzeit gültigen
Regulierung wird dem Rechnung getragen.
Herr Schenck, die Finanz- und Staatsschuldenkrise geht in ihr fünftes Jahr.
Die Rettungsschirme werden immer größer, doch ein Ende der Krise ist nicht
abzusehen. Der Verband der deutschen Familienunternehmen hat den ESM
abgelehnt, weil die Risiken, die für Deutschland daraus erwachsen, zu groß
seien. Die Gegenseite argumentiert, dass ohne ESM die Risiken für
Deutschland unübersehbar seien. Was ist Ihre Ansicht?
Die Risiken aus der europäischen Finanz- und Schuldenkrise sind ohne
Zweifel erheblich. Nach kurzfristigen Krisenmaßnahmen bedarf es weiterer
Instrumente, die längerfristig wirken können. Dazu gehört der ESM.
Natürlich sind seine Haftungsrisiken auch für Deutschland nicht zu
unterschätzen. Die Risiken aus einem Auseinanderbrechen des Euro halte ich
jedoch zumindest kurzfristig für noch größer. Deutschland hat bisher stark
vom Euro profitiert, und dies soll auch für die Zukunft gelten. Deshalb
halte ich den ESM trotz der damit verbundenen Risiken/Belastungen per saldo
für ein vertretbares und geeignetes Instrument zur Stabilisierung der
Euro-Zone. Jedoch muss auch klar sein: Damit einhergehen muss zwingend eine
angemessene Konditionierung der Hilfen, insbesondere die Konsolidierung der
öffentlichen Haushalte der unterschiedlichen Nationalstaaten. Dies ist ohne
Zweifel ein höchst anspruchsvolles politisches Projekt, ohne das ich mir
ein geeintes Europa jedoch langfristig nicht vorstellen kann.
Aufgrund der an den Kapitalmärkten herrschenden Unruhe wurden in diesem
Jahr wieder größere Börsengänge abgesagt. Wie sehen Sie die aktuellen
Finanzierungsmöglichkeiten deutscher Unternehmen an den Kapitalmärkten?
Die Kapitalmärkte sind in der Vergangenheit und zuletzt bedingt durch die
europäische Schuldenkrise in Summe sicherlich volatiler geworden.
Die Investoren sind auch insgesamt selektiver geworden, so dass zusätzlich
zur allgemeinen Marktverfassung insbesondere die individuellen Umstände
eines Unternehmens den Zugang zu den Kapitalmärkten determinieren. Gerade
vor diesem Hintergrund ist langfristig ein solides Rating wichtig: Es
erlaubt uns, selbst in Krisenzeiten jederzeit Kapital aufnehmen zu können.
Auf den Fremdkapitalmärkten ist die gute Bonität Deutschlands derzeit
eindeutig von Vorteil für lokale Emittenten. Gerade große und
bonitätsstarke Unternehmen können sich aktuell zu attraktiven Konditionen
finanzieren - Fremdkapital ist für solide Unternehmen wie E.ON aktuell
historisch günstig.
Ende der Corporate News
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06.09.2012 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,
übermittelt durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber
verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten,
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184365 06.09.2012
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Dr. Marcus Schenck
'ESM per Saldo ein vertretbares und geeignetes Instrument zur
Stabilisierung der Euro-Zone'
Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz
Mit der 2011 von der Bundesregierung ausgerufenen Energiewende haben sich
die Rahmenbedingungen für die Energieversorger in Deutschland einschneidend
verändert. Statt Atomkraftwerken sollen jetzt in zunehmendem Umfang Wind-
und Sonnenkraftwerke den Energiebedarf in Deutschland decken. Über die
Herausforderungen, die sich von dieser neuen Ausrichtung der Energiepolitik
ergeben, wo sich neue Wachstumschancen bieten und warum die SE die richtige
Rechtsform für den Energiekonzern E.ON ist, spricht Markus Schenck,
Finanzvorstand von E.ON, im Interview mit dem Finanzplatz.
Interview mit Dr. Marcus Schenck, CFO, E.ON AG
Herr Schenck, nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat die Bundesregierung
im Juni 2011 ein zweites Mal den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen.
Für E.ON folgte darauf ein schwieriges Jahr, doch jetzt scheint es wieder
aufwärts zu gehen. Wie hat E.ON die Trendwende geschafft? Was bleibt noch
zu tun?
Fukushima war ein einschneidendes Ereignis und es hat uns gezeigt, welche
Verantwortung uns als Energieversorger obliegt. Auf unser bestehendes
Geschäft wirkt sich der kurzfristige Ausstiegsbeschluss natürlich
nachhaltig aus. Die wirkliche Herausforderung ist jedoch das politische
Signal einer eingeschränkten Verlässlichkeit in den regulatorischen
Rahmenbedingungen. Und das sehen wir in vielen europäischen Ländern.
Flexibler auf sich ändernde Markt- und regulatorische Rahmenbedingungen
reagieren zu können, ist daher ein Ankerpunkt in unserer strategischen
Neuausrichtung. Mit der Umstrukturierung und Verschlankung des Konzerns
haben wir hier einen wichtigen Schritt getan. Des Weiteren machen
Geschäftsfelder wie Outside Europe, Climate & Renewables oder aber die
neugegründete Einheit Connecting Energies für dezentrale Energielösungen
unseren Konzern zukunftsfähiger. Allerdings bleibt viel zu tun: Um
nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir auch langfristig unsere
Kostenbasis senken.
Der unvermittelte Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland stellt für
E.ON eine große finanzielle Belastung dar. Während andere Wettbewerber
jetzt der Atomenergie generell abschwören, will E.ON außerhalb Deutschlands
durchaus an Atomkraft festhalten. Wieso? Ist der Bau von Atomkraftwerken
heutzutage überhaupt noch rentabel?
Der Atomausstieg in Deutschland hat unser Ergebnis stark belastet und er
hat uns gezeigt, dass unser politisches Risiko in den vermeintlich stabilen
Ländern vielleicht sogar größer ist als beispielsweise in neuen, den
Developing Markets. Daher haben wir beschlossen, von dem Nuklearprojekt
Horizon in Großbritannien Abstand zu nehmen und andere strategische
Investitionen zu forcieren.
Die Energiewende soll vor allem durch den Einsatz regenerativer Energien
verwirklicht werden. E.ON plant eine große Offshore-Windanlage Amrumbank
West. 80 Windkraftanlagen sollen den Strom für 300.000 Haushalte
produzieren. 2015 soll der Windpark ans Netz gehen. Wie realistisch ist
das, wenn man bedenkt, dass der Netzausbau eher zögerlich vorankommt?
Tatsächlich ist der Netzausbau das kritische Thema bei der Energiewende.
Für unseren 288 MW Windpark Amrumbank gibt es aber keine Verzögerungen für
die Fertigstellung 2015. Wir hatten noch vor unserer
Investitionsentscheidung einen Zeitplan für den Netzanschluss vom
zuständigen Netzbetreiber Tennet erhalten, der mit fast vier Jahren zwar
eine längere Lieferfrist vorsieht als von uns gewünscht, den wir aber bei
unserer Investitionsentscheidung und in unserem Bauablauf berücksichtigen
konnten. Wir sind mit dem Netzbetreiber und den Behörden in ständigem
Kontakt und die Planungen verlaufen bisher im anvisierten Zeitrahmen,
sodass wir im Sommer 2015 Offshore-Windstrom ins deutsche Netz einspeisen
können werden.
Ende 2009 hat E.ON sein Stromnetz auf Verlangen der EU-Kommission an das
niederländische Unternehmen Tennet verkauft. Der Netzbetreiber Tennet
scheint allerdings mit den anstehenden Investitionen in den Netzausbau
überfordert zu sein und fordert finanzielle Unterstützung. War es ein
Fehler der Kommission, die europäischen Energiekonzerne zum Verkauf ihrer
Stromnetze zu zwingen, oder ist E.ON vielleicht ganz froh, den finanziellen
Belastungen durch den Netzausbau entkommen zu sein?
Nein, wir haben damals die Desintegration des Transportnetzes unterstützt
und stehen auch heute noch dahinter. Durch die Zusammenführung der Netze
von Tennet und transpower entstand zudem das erste grenzüberschreitende
Stromübertragungsnetz in Europa. Dies war ein wichtiger Schritt zur
Integration des europäischen Elektrizitätsmarktes. Nachhaltige
Investitionen müssen getätigt werden, und da kann ein fusioniertes
Transportnetzunternehmen Skalenerträge heben.
Neben den regenerativen Energien brauchen wir auch neue konventionelle
Kraftwerke, die die Grundlast sichern. Dabei ist jedoch zweifelhaft, ob
sich diese neuen Kraftwerke wegen des Vorrangs von Sonnen- und Windstrom
überhaupt rechnen. Was muss getan werden, damit die Versorger wieder in
Kraftwerke investieren? Wie kann man die Akzeptanz solcher Projekte bei der
Bevölkerung verbessern?
Was Sie beschreiben, ist richtig: Bei den momentanen Spreads rechnen sich
Neuinvestitionen nicht. Im Gegenteil, zahlreiche europäische Kraftwerke
schreiben Verluste. Niemand baut heute ein neues Kraftwerk auf Basis der
aktuellen Preise. Es wird zu Stilllegungen kommen. Dann können sich auch
die Preise wieder normalisieren. Sollte der Markt auch mittel- bis
langfristig keine ausreichenden Signale setzen, um Kapazitäten zu bauen,
die für die Versorgungssicherheit erforderlich sind, wird sich die Politik
Wege überlegen müssen, wie sie den Strommarkt incentiviert.
Im April hat E.ON ein Joint Venture mit dem brasilianischen Versorger MPX
vereinbart. Brasilien gilt neben Indien und der Türkei als wichtiger
Wachstumsmarkt für E.ON. Welche Wachstumschancen bieten sich für E.ON in
diesen doch sehr unterschiedlichen Ländern?
Diese Länder haben eines gemeinsam: Sie weisen eine wirtschaftliche
Entwicklung auf, von der wir hier in Europa nur träumen können. Und eine
sichere Elektrizitätsversorgung ist Grundvoraussetzung für weiteres
dynamisches Wachstum. Beispiel: Für Brasilien rechnen wir mit einer Zunahme
der Elektrizitätsnachfrage von durchschnittlich 5% p.a., wohingegen wir in
Europa mit einer insgesamt stagnierenden Entwicklung rechnen. Hier kann
E.ON einen wichtigen Beitrag leisten. Das Joint Venture mit MPX ist auf
unserem Weg, mehr in Wachstumsmärkte zu investieren, ein wichtiger Schritt.
Das Potenzial in diesen Märkten ist groß, und wir haben es uns als Ziel
gesetzt, bis zum Ende der Dekade circa 25% unserer Geschäfte außerhalb von
Europa zu tätigen.
Nach dem Beschluss der Hauptversammlung im Mai wird E.ON in eine Societas
Europaea (SE) umgewandelt werden. Vor allem das europäische Image und die
bessere Einbindung der Belegschaft im europäischen Ausland werden von
deutschen Unternehmen immer wieder als Umwandlungsgründe genannt. Warum ist
für viele deutsche Konzerne die SE eine attraktive Rechtsform, nicht aber
für Konzerne in anderen EU-Staaten?
E.ON ist in den letzten Jahren immer internationaler geworden. Heute sind
wir in vielen Ländern Europas und auch weltweit tätig. Mittlerweile ist
mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausland
beschäftigt. Dies soll sich künftig auch im Namen von E.ON zeigen. Neben
diesem eher äußerlichen Aspekt gibt es aber auch eine Reihe von
inhaltlichen Vorteilen der Umwandlung in eine SE. Wir sind davon überzeugt,
dass mit dieser Gesellschaftsform eine Stärkung der Governance und eine
höhere Effizienz und Effektivität der Aufsichtratsarbeit verbunden ist. Die
Umwandlung in eine SE führt dazu, dass sich die Internationalisierung des
Konzerns auch im gesamten Aufsichtrat widerspiegeln wird. In Zukunft können
die Mitarbeiter in ganz Europa ihre Vertreter im Aufsichtsrat von E.ON
mitbestimmen und erhalten damit erstmals eine adäquate Möglichkeit, die
Geschicke des Unternehmens mitzugestalten.
Neben der Verordnung über die Integrität und Transparenz des
Energiegroßhandelsmarkts (REMIT) greifen jetzt auch die MiFID II und die
dazugehörige Verordnung (MiFIR) in den Energiehandel ein mit dem Ziel, die
Transparenz in diesem Bereich zu verbessern. Welche Regelungsbereiche der
MiFID/MiFIR sehen Sie kritisch?
Wir teilen das Ziel, im Energiehandel größere Transparenz herzustellen.
Bezüglich MiFID/MiFIR sehen wir eine zentrale Bedeutung in der
Ausnahmeregelung für Nicht-Finanzinstitute. Unternehmen, die den
Energiehandel in erster Linie zur Absicherung ihres Kerngeschäfts betreiben
- in unserem Fall vor allem zur Absicherung von Risiken aus dem Betrieb von
Stromerzeugungsanlagen -, sollten auch weiterhin nicht wie systemrelevante
Finanzinstitute betrachtet werden und nicht die entsprechenden
Kapitalanforderungen erfüllen müssen. Unter der derzeit gültigen
Regulierung wird dem Rechnung getragen.
Herr Schenck, die Finanz- und Staatsschuldenkrise geht in ihr fünftes Jahr.
Die Rettungsschirme werden immer größer, doch ein Ende der Krise ist nicht
abzusehen. Der Verband der deutschen Familienunternehmen hat den ESM
abgelehnt, weil die Risiken, die für Deutschland daraus erwachsen, zu groß
seien. Die Gegenseite argumentiert, dass ohne ESM die Risiken für
Deutschland unübersehbar seien. Was ist Ihre Ansicht?
Die Risiken aus der europäischen Finanz- und Schuldenkrise sind ohne
Zweifel erheblich. Nach kurzfristigen Krisenmaßnahmen bedarf es weiterer
Instrumente, die längerfristig wirken können. Dazu gehört der ESM.
Natürlich sind seine Haftungsrisiken auch für Deutschland nicht zu
unterschätzen. Die Risiken aus einem Auseinanderbrechen des Euro halte ich
jedoch zumindest kurzfristig für noch größer. Deutschland hat bisher stark
vom Euro profitiert, und dies soll auch für die Zukunft gelten. Deshalb
halte ich den ESM trotz der damit verbundenen Risiken/Belastungen per saldo
für ein vertretbares und geeignetes Instrument zur Stabilisierung der
Euro-Zone. Jedoch muss auch klar sein: Damit einhergehen muss zwingend eine
angemessene Konditionierung der Hilfen, insbesondere die Konsolidierung der
öffentlichen Haushalte der unterschiedlichen Nationalstaaten. Dies ist ohne
Zweifel ein höchst anspruchsvolles politisches Projekt, ohne das ich mir
ein geeintes Europa jedoch langfristig nicht vorstellen kann.
Aufgrund der an den Kapitalmärkten herrschenden Unruhe wurden in diesem
Jahr wieder größere Börsengänge abgesagt. Wie sehen Sie die aktuellen
Finanzierungsmöglichkeiten deutscher Unternehmen an den Kapitalmärkten?
Die Kapitalmärkte sind in der Vergangenheit und zuletzt bedingt durch die
europäische Schuldenkrise in Summe sicherlich volatiler geworden.
Die Investoren sind auch insgesamt selektiver geworden, so dass zusätzlich
zur allgemeinen Marktverfassung insbesondere die individuellen Umstände
eines Unternehmens den Zugang zu den Kapitalmärkten determinieren. Gerade
vor diesem Hintergrund ist langfristig ein solides Rating wichtig: Es
erlaubt uns, selbst in Krisenzeiten jederzeit Kapital aufnehmen zu können.
Auf den Fremdkapitalmärkten ist die gute Bonität Deutschlands derzeit
eindeutig von Vorteil für lokale Emittenten. Gerade große und
bonitätsstarke Unternehmen können sich aktuell zu attraktiven Konditionen
finanzieren - Fremdkapital ist für solide Unternehmen wie E.ON aktuell
historisch günstig.
Ende der Corporate News
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übermittelt durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber
verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten,
Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.
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