MÜNCHEN (dpa-AFX) - Mehr als fünf Jahre nach der dramatischen Rettung der Immobilienbank Hypo Real Estate hat der frühere Chef Georg Funke seinen ersten großen Auftritt in der Öffentlichkeit. Am Donnerstag (10.00 Uhr) soll der einstige Top-Manager im milliardenschweren Musterprozess um Schadenersatz für ehemalige Aktionäre vor dem Oberlandesgericht München vernommen werden. Funke war nach dem Desaster bei der HRE von München nach Mallorca gezogen und handelte dort mit Ferienimmobilien. In Interviews wehrte er sich aber aus der Ferne gegen den Vorwurf, für das HRE-Drama verantwortlich gewesen zu sein.
Ehemalige Aktionäre werfen Funke vor, viel zu spät auf die Belastungen durch die Finanzkrise hingewiesen und ihnen dadurch hohe Verluste eingebrockt zu haben. Zum Prozessauftakt hatte sich auch der Vorsitzende Richter in diese Richtung geäußert und den Klägern damit Hoffnung gemacht.
Die Hypo Real Estate erklärte hingegen, zu jedem Zeitpunkt angemessen kommuniziert zu haben. Durch den Absturz des Aktienkurses hatten viele Aktionäre der HRE im Jahr 2008 ein Vermögen verloren. Die Flut der Schadenersatzklagen wurde in dem Musterprozess vor dem Oberlandesgericht München gebündelt, um zentrale Fragen der Beweisaufnahme für alle Verfahren klären zu können. Sollte die Bank Schadenersatz zahlen müssen, dürfte das am Ende den Steuerzahler belasten, denn die HRE gehört seit der Verstaatlichung im Jahr 2009 dem Bund.