Investing.com - Im Kampf gegen die Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen angehoben - zum zehnten Mal seit Juli 2022. Der Hauptrefinanzierungssatz steigt um 25 Basispunkte auf 4,50 %. Volkswirte hatten im Vorfeld mit einem unveränderten Zinssatz gerechnet, allerdings hatten sich die Erwartungen nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters über die Inflationsprognosen der Notenbank zuletzt in Richtung einer Zinserhöhung verschoben.
In der gleichen Größenordnung ging es auch mit dem Einlagensatz nach oben. Er liegt nun bei 4,00 %.
Der Spitzenrefinanzierungssatz erhöht sich auf 4,75 %.
Die geldpolitische Begründung lautete: "Die heutige Zinserhöhung spiegelt die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat vor dem Hintergrund der verfügbaren Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission wider. Den von Fachleuten der EZB erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen für das Euro-Währungsgebiet vom September zufolge dürfte die durchschnittliche Inflation 2023 bei 5,6 %, 2024 bei 3,2 % und 2025 bei 2,1 % liegen. Dies stellt für 2023 und 2024 eine Korrektur nach oben und für 2025 eine Korrektur nach unten dar. Die Aufwärtskorrektur für 2023 und 2024 spiegelt in erster Linie ein höheres Niveau der Energiepreise wider. Der zugrunde liegende Preisdruck bleibt hoch, obgleich bei den meisten Indikatoren eine Abschwächung eingesetzt hat."
Die Märkte reagierten verhalten auf die Zinserhöhung der EZB: Der DAX legte zuletzt leicht zu, während der Euro gegenüber dem US-Dollar um seinen Eröffnungskurs pendelte. Die Renditen zweijähriger Bundesanleihen gaben nach.
"Die heutige Entscheidung der EZB, die Zinsen um weitere 25 Basispunkte anzuheben, markiert wahrscheinlich das Ende des aktuellen Straffungszyklus", sagt Andrew Kenningham, Chief Europe Economist bei Capital Economics. "Angesichts der hohen Inflation erwarten wir jedoch, dass die Zinsen noch mindestens ein Jahr lang auf diesem Niveau bleiben werden, auch wenn die Wirtschaft auf eine Rezession zuzusteuern scheint."
Um 14.45 Uhr wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Pressekonferenz die heutigen Beschlüsse näher erläutern.