Investing.com - Im Kampf gegen die Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen erneut angehoben - zum achten Mal seit Juli 2022. Der Hauptrefinanzierungssatz steigt um 25 Basispunkte auf 4,00 Prozent. Volkswirte hatten mit diesem Schritt gerechnet.
In gleicher Höhe geht es mit dem Einlagesatz nach oben. Er liegt nun bei 3,50 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz steigt auf 4,25 Prozent.
Zur Begründung schreiben die Euro-Währungshüter: "Die Inflation hat sich verringert, sie wird den Projektionen zufolge jedoch zu lange zu hoch bleiben."
Zwar ist die Gesamtinflation in der Eurozone seit ihrem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober deutlich auf 6,1 Prozent im Mai zurückgegangen. Der Großteil davon ist jedoch auf die Energiepreise zurückzuführen. Die Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden, ist in den letzten Monaten zurückgegangen, allerdings nicht so stark wie die Gesamtinflation. Mit 5,3 Prozent liegt sie nicht nur weiterhin deutlich über dem Leitzinsniveau, sondern auch über dem 2-Prozent-Ziel der EZB.
Bezüglich der Kernrate schreibt die EZB in ihrem aktuellen Statement: "Die Indikatoren des zugrunde liegenden Preisdrucks sind nach wie vor hoch. Bei einigen sind allerdings erste Anzeichen einer Abschwächung zu beobachten. Die Fachleute haben ihre Projektionen für die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel nach oben korrigiert, insbesondere für dieses und nächstes Jahr. Gründe hierfür sind die in der Vergangenheit überraschend hohen Werte sowie die Auswirkungen des robusten Arbeitsmarkts auf das Tempo des Inflationsrückgangs. Sie rechnen nun mit 5,1 Prozent für 2023, 3,0 Prozent für 2024 und 2,3 Prozent für 2025."
Die EZB schreibt außerdem, dass die bereits erfolgten Zinserhöhungen eine "starke" Auswirkung auf die Finanzierungsbedingungen haben und "allmählich in der gesamten Wirtschaft" durchschlagen. "Die Kreditkosten sind stark gestiegen und das Wachstum der Kreditvergabe verlangsamt sich. Verschärfte Finanzierungsbedingungen sind ein wesentlicher Grund, warum die Inflation den Projektionen zufolge weiter in Richtung Zielwert zurückgehen wird, da sie die Nachfrage zunehmend dämpfen dürften", hieß es im Begleittext.
Die Wachstumsprojektionen wurden von der Zentralbank für dieses und nächstes Jahr moderat nach unten gesetzt. Für 2023 wird nun ein Wachstum von 0,9 Prozent, für 2024 von 1,5 Prozent und für 2025 von 1,6 Prozent erwartet.