FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Rahmen für die Finanzstabilität in der Eurozone wird nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) durch den Ukraine-Krieg belastet. Die Invasion Russlands habe zu höheren Energie- und Rohstoffpreisen geführt, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der EZB. Dies stelle eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum und die Inflationsentwicklung dar.
"Der schreckliche Krieg in der Ukraine hat unermessliches menschliches Leid verursacht", sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. "Er hat auch die Risiken für die Finanzstabilität erhöht, da er sich auf praktisch alle Aspekte der Wirtschaftstätigkeit und die Finanzierungsbedingungen auswirkt."
Die Reaktion der Finanzmärkte auf den Kriegsbeginn seien weitgehend geordnet verlaufen. Allerdings sind die Preise für Rohstoffe und Energie laut EZB weiterhin hoch und schwankungsanfällig. Dies habe zu Stress an den entsprechenden Märkten geführt. Hier könnte es zu weiteren Preisanpassungen kommen, falls der Ausblick für das Wirtschaftswachstum sich weiter eintrübt oder die Inflation höher als erwartet ausfällt.
Die EZB sieht eine Reihe von möglichen künftigen Gefahren. Sie verweist auf den unsicheren weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und die erwartete Normalisierung der Geldpolitik in entwickelten Volkswirtschaften. So hat auch die EZB eine Leitzinsanhebung für den Juli in Aussicht gestellt. Zudem könne sich die Corona-Krise erneut verschärfen und die chinesische Wirtschaftsentwicklung sich weiter abschwächen.
Durch eine Insolvenz gefährdet seien in der Eurozone vor allem Unternehmen, die sich noch nicht von der Pandemie erholt hätten. Dies betreffe auch andere hoch verschuldete Unternehmen, die steigende Kreditzinsen nicht mehr verkraften können. Für Banken hätten sich die Gewinnaussichten eingetrübt. Allerdings hätten nur wenige Banken ein direktes Engagement in Russland.