Zürich, 23. Jan (Reuters) - Der Schweizer Anlagenbauer
Oerlikon
Die Oerlikon-Aktien sackten am gleichen Tag in einem schwachen Markt<.SSHI> weiter ab und erreichten bei 36,56 Franken vorübergehend den tiefsten Stand seit über 20 Jahren. Händler erklärten, Hedgefonds wetteten auf weitere Kursverluste. Es gebe aber keinen konkreten Auslöser für die Abgaben ausser den anhaltenden Sorgen der Anleger, wie der Konzern mit seiner Verschuldung umgehe. "Unsere finanzielle Situation ist stabil", erklärte der Konzernsprecher dazu.
Die Verschuldung, die sich Mitte 2008 auf netto 1,24 Milliarden Franken belief, geht zu einem grossen Teil auf die mit Krediten finanzierte Übernahme des Textilmaschinen- und Getriebeherstellers Saurer zurück. Die erste Akquisitionsfinanzierung wurde im Juni 2007 durch einen Konsortialkredit von 2,5 Milliarden Franken abgelöst, an dem sich 19 internationale Finanzinstitute beteiligt hatten, der aber laut Angaben aus dem Geschäftsbericht 2007 nicht voll beansprucht wurde. 600 Millionen Franken davon werden 2010 fällig, die restlichen beanspruchten Mittel 2012. Einzige Bedingung der Banken für den Kredit ist, dass die Nettoverschuldung das 3,5fache des Betriebsergebnisses (Ebitda) nicht übersteigt.
"Wenn wir unseren Abschluss 2008 vorlegen, erwarten wir, dass wir die Kreditbedingungen der Banken immer noch erfüllen", sagte der Konzernsprecher. Oerlikon veröffentlicht den Abschluss am 26. März.
Solange das Geschäft lief, war die hohe Verschuldung kaum ein Problem. Mit der weltweiten wirtschaftlichen Abkühlung, die vor allem die hochzyklischen Bereiche Textilmaschinen und Halbleiter-Ausrüstung voll traf, begann aber das Betriebsergebnis zu sinken. Mit dem derzeit laufenden Abbau von 2000 Stellen oder gut zehn Prozent der Belegschaft versucht Oerlikon das Geschäft zu stabilisieren.
Zwar ist dem Broker Helvea zufolge rund ein Drittel des Oerlikon-Geschäfts gegen einen konjunkturellen Abschwung relativ gut geschützt. Doch leidet etwa der wichtige Solar-Bereich zusehends darunter, dass Kunden grosse Projekte wegen der Finanzkrise immer weniger finanzieren können und deshalb auf neue Aufträge für Zulieferer wie Oerlikon verzichten.
Am Dienstag hatte ein Oerlikon-Sprecher erstmals erklärt, die Firma plane mittelfristig eine Stärkung der Bilanz. Von den Banken dürfte der Konzern Helvea zufolge kaum weiteres Geld erhalten. Unklar ist, ob der russische Oligarch Viktor Vekselberg, der rund 42 Prozent an Oerlikon hält, als Geldgeber in Frage kommt. Eine andere Option zur Mittelbeschaffung sind Bereichsverkäufe. Die Frage bleibt, ob diese Bereiche angesichts der finanzielle Lager vieler möglicher Interessenten überhaupt verkauft werden können und falls doch, welchen Preis Oerlikon erzielen könnte.
(Reporter: Oliver Hirt und Katie Reid; redigiert von XXX)