KAIRO (dpa-AFX) - Wegen der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs will Ägypten mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erneut über einen möglichen Hilfskredit verhandeln. Angedacht sei ein neues Programm, um das nordafrikanische Land bei seinen Wirtschaftsreformen zu unterstützen, teilte das Kabinett in Kairo am Mittwochabend mit. Der Krieg in der Ukraine habe weltweit und vor allem in Schwellenländern "externe Schocks" verursacht und zu "beispiellosen Preissteigerungen" geführt.
"Das sich rasch verändernde globale Umfeld und Nebeneffekte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine stellen Länder rund um die Welt vor wichtige Herausforderungen, darunter Ägypten", teilte der IWF in Washington mit. Der IWF arbeite mit den Behörden in Kairo zusammen, um Verhandlungen über ein neues Programm vorzubereiten. Gemeinsame Ziele seien dabei "wirtschaftliche Stabilität" und nachhaltiges Wachstum mit vielen Arbeitsplätzen in Ägypten.
Ägyptens Zentralbank hatte den Leitzins vor einigen Tagen in einer außerplanmäßigen Sitzung bereits um ein Prozent erhöht. Begründet wurde der Schritt mit der steigenden Inflation und Sorgen vor einer Kapitalflucht. Das ägyptische Pfund verlor gegenüber dem US-Dollar seitdem rund 15 Prozent seines Werts - der größte Verlust seit fünf Jahren. Die Zentralbank nannte als Gründe für die erste Zinserhöhung seit 2017 auch den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie.
Der IWF hatte Ägypten 2016 mit einem Kredit in Höhe von 12 Milliarden Dollar (10,9 Mrd Euro) unterstützt und im Gegenzug wirtschaftliche Reformen verlangt. 2020 erhielt das Land zudem zwei IWF-Kredite in Höhe von insgesamt etwa 8 Milliarden Dollar (7,2 Mrd Euro), um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Die Reformen haben zu mehr Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen geführt. Zugleich lebt knapp ein Drittel der rund 105 Millionen Einwohner in Armut.