FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz des anhaltenden Booms am Bau werden nach Einschätzung der IG BAU immer noch viele Arbeiter um ihren Mindestlohn gebracht. Die Gewerkschaft verwies am Mittwoch auf Bußgelder in Höhe von 4,9 Millionen Euro, welche die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls im vergangenen Jahr gegen Baufirmen verhängt habe. Die Unternehmen hätten die vorgeschriebenen Mindestlöhne unterschritten, gar nicht oder verspätet ausgezahlt.
Die Zahlen stammen laut Gewerkschaft aus einer kleinen Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup. Insgesamt habe es 13 146 Kontrollen gegeben. Von den 16 279 eröffneten Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Baufirmen betrafen demnach 831 die Mindestlohnverstöße.
"Die Bauwirtschaft boomt auch in Zeiten der Pandemie. Es kann nicht sein, dass noch immer Unternehmen die Vorschriften unterlaufen und die Beschäftigten um ihre Löhne bringen", klagte IG-BAU-Vorstandsmitglied Carsten Burckhardt in einer Mitteilung. Er kritisierte die Arbeitgeber, die in den laufenden Verhandlungen den tariflichen Mindestlohn abschaffen wollten. "Wer jetzt fordert, die Bau-Mindestlöhne ganz zu kippen, der öffnet dem Wettbewerb um die schlechteste Bezahlung Tür und Tor."
Bislang gilt am Bau ein allgemein verbindlicher Mindeststundenlohn von 12,85 Euro. Im Westen gibt es zudem eine zweite Stufe für Facharbeiter von 15,70 Euro. Ein gelernter Maurer hat Anspruch auf einen Tariflohn von 21,48 Euro im Westen und 20,53 Euro im Osten. Zwei Tarifrunden zu einer Neuregelung der Lohnuntergrenze verliefen bislang ohne Einigung. Am kommenden Montag (28. Februar) steht eine weitere Runde in Berlin auf dem Programm.