Investing.com - In einem Interview mit der Financial Times meinte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) Fatih Birol am Mittwoch, dass die Drosselung der russischen Gaslieferungen nach Europa voraussichtlich nur eine Vorstufe zu weiteren Kürzungen sei. Russland versuche, seine Energieträger als "Druckmittel" während des Ukraine-Konflikts einzusetzen.
"Europa sollte bereit sein, falls Russland den Gashahn komplett zudreht", so Birol. Russland könnte einen solchen Schritt während der Winterzeit unternehmen. "Die Drosselungen zielen darauf ab, ein Auffüllen der Speicher in Europa zu verhindern" und "Russlands Einfluss zu erhöhen".
In Anbetracht der jüngsten Gasdrosselungen und der damit verbundenen Risiken hält Birol es für gerechtfertigt, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs trotz des Risikos steigender Kohlendioxid-Emissionen Notmaßnahmen ergreifen, wie beispielsweise die Umstellung auf kohlebefeuerte Kraftwerke.
Erst gestern hat Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck die Drosselung der russischen Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream als "Angriff" des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet, wie dpa-AFX berichtete. Der Grünen-Politiker sprach am Dienstag beim Tag der Industrie von einer neuen Dimension. Die Reduzierung der Gaslieferungen durch Nord Stream sei ein "ökonomischer Angriff auf uns", sagte er. Putin setze Energie als Waffe ein.
Der niederländische Gaskontrakt zur Juli-Lieferung am TTF-Hub ist seit Monatsbeginn um fast 40 Prozent auf 126 Euro je MWh gestiegen. Im Vorjahresmonat lag der Gaspreis noch bei 34,62 Euro je MWh.