BERLIN (dpa-AFX) - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat vor einem Importstopp für Öl und Gas aus Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine gewarnt. "Wir sollten alles tun, um diese Eskalation zu vermeiden, auch wenn das emotional vor dem Hintergrund dieser Bilder unendlich schwer fällt", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin".
Es wäre naiv zu glauben, dass die Einnahmen Russlands aus dem aktuellen Verkauf von Öl und Gas an Deutschland "jetzt akut diesen Krieg finanzieren", sagte Russwurm. "Wladimir Putin hat aufgerüstet. Seine Panzer müssen nicht an eine Tankstelle fahren und dort eine Rechnung bezahlen. Das heißt, die Argumentation, wir finanzieren diesen Krieg heute mit jedem Kubikmeter Gas, den wir heute kaufen, die stimmt rational nicht."
Andererseits falle es Deutschland schwer, seine Energieversorgung umzustellen, sagte Russwurm. "Der Bundeskanzler hat völlig Recht: Das ist nichts, was innerhalb weniger Tage passieren kann." Einem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge deckte die EU im Jahr 2021 fast 40 Prozent ihres Gasverbrauchs mit Importen aus Russland.
Der BDI-Präsident wies darauf hin, dass es viele Industriezweige in Deutschland gebe, für die Energie ein wesentlicher Kostenfaktor sei. "Da wird es zunehmend schwierig, noch vernünftig produzieren zu können, ohne nur draufzulegen." Man müsse schauen, wie man einzelnen Unternehmen helfen könne, die in echte Schwierigkeiten kämen, weil zum Beispiel ihre Investitionen in Russland plötzlich wertlos seien. "Das sind nicht unendlich viele", sagte Russwurm.