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Inflation, China, Kryptowährungen: Was bewegt die Märkte im Jahr 2023?

Veröffentlicht am 27.12.2022, 08:31
© Reuters.
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Von Geoffrey Smith 

Investing.com - Zuerst die gute Nachricht: 2022, das Albtraumjahr sowohl für Aktien als auch für Anleihen, ist fast vorbei. Nun die schlechte Nachricht: 2023 wird anfangs vermutlich nicht besser werden. Zumindest so lange, bis die große Kluft zwischen Zentralbanken und Märkten hinsichtlich der Inflationsaussichten überwunden ist. Und erst, wenn China eine ausreichende Herdenimmunität erlangt hat, um die volle Produktionskapazität nach der COVID-19-Welle wieder aufnehmen zu können. Das Kräftemessen zwischen Russland und dem Westen auf ukrainischem Boden ist ein weiterer Punkt, der sich wahrscheinlich eher verschlimmert, als dass er besser wird. Ob dies alles ausreicht, um davon abzulenken, wie Elon Musk sein Vermögen verzockt, ist eine andere Frage. Hier erfahren Sie, was Sie für das Jahr 2023 wissen müssen.

1. Der Kampf der Zentralbanken

Das alles beherrschende Thema an den Märkten wird im nächsten Jahr zweifellos der Kampf der Zentralbanken gegen die Inflation sein.

Die Ereignisse der letzten Woche haben – wenn man sie für bare Münze nimmt – das Risiko stark erhöht, dass die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank die zwei größten Märkte der Welt durch weitere Zinserhöhungen in eine Rezession stürzen.

Der „Dot-Plot“ der Fed zeigte, dass eine klare Mehrheit der Entscheidungsträger eine Anhebung der Obergrenze für das Fed-Funds-Target im nächsten Jahr auf bis zu 5,4 % befürwortet. Gleichzeitig drohte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, mit einer Straffung um bis zu 150 Basispunkte in den nächsten vier Monaten.

Das Problem ist, dass die Märkte glauben, dass beide Institutionen entweder bluffen oder deren Rhetorik einfach nicht durchdacht ist. Die kurzfristigen Zinsfutures zeigen, was der Markt eigentlich erwartet, nämlich dass die Fed in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres mit Zinssenkungen beginnen wird. Dies liegt daran, dass die Schwäche, die bereits im Immobiliensektor und bei den Kernprodukten zu beobachten ist, auch auf die übrige Wirtschaft übergreift. Die 1-Monats-Euro-Futures signalisieren indes, dass die EZB die Zinsen nur noch um 50 Basispunkte erhöht, bevor sie die Nerven verliert.

Das ist eine Diskrepanz, die in den ersten Monaten des nächsten Jahres behoben werden muss. US-Aktien werden immer noch mit dem 18-fachen der künftigen Gewinne bewertet und drohen, weiter zu fallen, wenn die Rezession eintritt. Aus heutiger Sicht dürften die wichtigsten Variablen sein, inwieweit die Arbeitnehmer in den USA und Europa einen Teil ihrer Inflationsverluste durch kräftige Lohnerhöhungen wieder wettmachen können und wie schnell sich die Situation am Ölmarkt durch die Rückkehr der chinesischen Nachfrage verschärft. Beide Punkte sind vorerst völlig offen.

2. Russlands zweites Kriegsjahr

Die Risikobalance der Weltwirtschaft ist untrennbar mit dem Verlauf der russischen Invasion in der Ukraine verbunden. Wenn der Krieg weitergeht, bleiben alle möglichen Risiken bestehen, von einem Zusammenbruch der russischen Öllieferungen bis zu – Gott bewahre – dem Einsatz von Atomwaffen. Wenn jedoch ein Weg zum Frieden gefunden wird, könnte die Normalisierung der Lebensmittel- und Energielieferungen eine elektrisierende Wirkung auf die Geschäfts- und Verbraucherstimmung in der ganzen Welt haben.

Der Krieg läuft gegen Russland, und es ist nur schwer vorstellbar, was daran etwas ändern sollte, wenn der Westen die Ukraine weiterhin unterstützt. Weder in den USA noch in Frankreich, Deutschland oder Italien stehen in diesem Jahr nationale Wahlen an. Dies dürfte dazu beitragen, die Einheit zu wahren. Allerdings steigt auch der wirtschaftliche Preis für diese Unterstützung. Vor allem Europa steuert schnell auf eine Rezession zu, und während man den jetzigen Winter vielleicht ohne russische Energielieferungen übersteht, könnten die Kosten für das Befüllen der leeren Gasspeicher im Frühjahr für einen Großteil der europäischen Industrie zu hoch sein. Sie müssen darum fürchten, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.

Putin muss sich auch keinen Wahlen stellen. Sein größtes Risiko ist die Meuterei der Armee, die bereits mehr Soldaten verloren hat als die Sowjetunion in einem Jahrzehnt in Afghanistan (nach zugegebenermaßen unbestätigten ukrainischen Einschätzungen). Hinzu kommen Proteste der Bevölkerung, wenn die Zahl der Todesopfer – und die Inflationsrate – immer weiter ansteigen. Das größte Risiko für die Weltmärkte ist jedoch das, was auf solche Ereignisse folgen würde: Hardliner wie Jewgeni Prigoschin, der die Söldnertruppe Wagner anführt, werden viel eher die Macht an sich reißen als eine zersplitterte Antikriegsopposition – und diese Macht wird wahrscheinlich unberechenbarer ausgeübt. Der Krieg wird sich in jeder Hinsicht eher verschlimmern, als dass er besser wird.

3. Chinas prekäre Wiedereröffnung

Dass es erst schlimmer wird, bevor es besser wird, ist ein Thema, mit dem sich auch China auseinanderzusetzen hat.

Während das Schicksal von Kriegen von Natur aus unvorhersehbar ist, lässt sich der Verlauf eines tödlichen Virus in der Regel viel leichter prognostizieren. Die kommunistische Führung Chinas, aufgeschreckt durch die ersten Anzeichen von Protesten gegen ihre Partei, hat alle Vorsicht in den Wind geschlagen und COVID-19 Tür und Tor geöffnet. Herdenimmunität und eine Animal Spirits-ähnliche Konsumdynamik dürften folgen. Dem voraus geht jedoch eine Welle von Infektionen und Todesfällen, wie sie in den drei Jahren seit dem ersten Auftauchen des Virus in Wuhan noch nicht vorgekommen ist.

In den vergangenen Jahren waren die strengen Vorschriften im Bereich der öffentlichen Gesundheit die Hauptursache für das schwache chinesische Wachstum. Doch nach der Lockerung wird im nächsten Jahr die Angst vor dem Virus, für das die chinesische Medizin nur bedingt wirksame Heilmittel bereithält, der wichtigste Faktor sein. Die Sorgen dürften sich in Grenzen halten, solange das chinesische Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Jüngste Berichte über eine starke Erhöhung der Notfallkapazitäten deuten darauf hin, dass die Behörden zumindest versuchen, der Entwicklung einen Schritt voraus zu sein. Wenn jedoch die Zahl der Fälle die Kapazität des Systems übersteigt, werden die Todesfälle in die Höhe schnellen. Daraus resultiert eine Instabilität sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Beschäftigten in der Industrie Chinas – wie bei den Menschen, die in Apples iPhone City in Zhengzhou auf engstem Raum zusammenleben.

Wie bei den ersten beiden Punkten spricht auch hier die Risikobilanz für eine risikobehaftete erste Jahreshälfte, allerdings mit der Aussicht auf einen kräftigen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte, falls sich Pekings kalkuliertes Glücksspiel auszahlt.

4. Kollaps der Kryptowährungen

Apropos Glücksspiel: 2023 könnte das Jahr sein, in dem die Kryptowährungen von ihrem Glück völlig verlassen werden. Die Skandale der letzten 12 Monate, die in dem grotesken Kollaps der Krypto-Börse FTX und der Verhaftung seines Gründers Sam Bankman-Fried gipfelten, haben das Vertrauen so stark erodiert, dass eine weitere große Implosion ausreichen könnte, um die gesamte Anlageklasse vollständig zu vernichten.

An Kandidaten mangelt es nicht. Zwei „too-big-to-fail“-Akteure werden jedoch besonders im Rampenlicht stehen. Sowohl Binance – die größte Kryptobörse der Welt – als auch Tether, das weltweit größte Stablecoin-Netzwerk, konnten in den vergangenen Monaten die Zweifel an der Angemessenheit ihrer Reserven und der Legitimität ihrer Geschäftsmodelle nicht ausräumen.

Die Ereignisse im Dezember haben einen düsteren Ausblick für die kommenden Monate geliefert: Mazars, die Anwalts- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die von Binance beauftragt wurde, die Qualität der Reserven von Binance zu „attestieren“, zog letzte Woche ihre Prüfung zurück und beendete ihre gesamte Arbeit mit Kryptounternehmen. Kritiker munkeln, dass es um das Binance-Geschäft in den USA nicht besser bestellt sei als um das von FTX. Ganz zu schweigen von den Ermittlungen des US-Justizministeriums wegen des Verdachts auf Geldwäsche im Auftrag des Iran und anderer Länder, die wahrscheinlich im nächsten Jahr abgeschlossen sein werden.

5. Der Mars lockt

Wenn es einen Mann auf diesem Planeten gibt, der das Zeug hat, im Jahr 2023 ein Thema für die Weltmärkte zu sein, dann ist es Elon Musk. Nach Ansicht dieser Kolumne wird Musk in 12 Monaten weder CEO von Twitter noch von Tesla sein. Eine Prognose für Twitter ist nicht schwer. Musk selbst befragte seine Anhänger auf Twitter, ob er zurücktreten sollte. Fast 60 % sagten „Ja“.

In Wirklichkeit wird damit nur eine Entscheidung vorgetäuscht, die seine Gläubiger bereits getroffen haben. Morgan Stanley (NYSE:MS) und andere halten Anleihen in Milliardenhöhe, die sie für Musks Übernahme von Twitter gezeichnet haben und die sie nun nicht verkaufen können. Zusammen mit weiteren Milliarden, die zur Finanzierung einer fremdfinanzierten Übernahme des Softwareunternehmens Citrix dienten, blockieren diese Schulden den gesamten Markt für Fusionen und Übernahmen sowie den Markt für fremdfinanzierte Kredite. Diese sind für die Gewinne der Wall Street jedoch unerlässlich. Der schnellste Weg, die Situation zu bereinigen, besteht darin, dass die Banken die Kontrolle über Twitter übernehmen, Musk aus dem Unternehmen werfen und einen Plan B in die Tat umsetzen, wie auch immer der aussehen mag.

Auch bei Tesla schwindet die Kontrolle von Musk. Nach dem jüngsten Abverkauf von Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Dollar ist sein Anteil an dem Autohersteller auf 13,4 % gesunken, was bei Weitem nicht ausreicht, um sich die Kontrolle zu sichern. Zum Vergleich: Die Nachkommen von Henry Ford (NYSE:F) besitzen immer noch 40 % der stimmberechtigten Aktien von Ford, während die Nachkommen von Ferdinand Porsche (F:P911_p) 53 % der Volkswagen-Aktien kontrollieren.

Das wäre kein Problem, wenn sich 2023 als hervorragendes Jahr für die Autoindustrie entpuppen würde und die Aktien von Tesla realistisch bewertet wären. Weder das eine noch das andere ist der Fall. Tesla musste bereits die Preise in den USA und China, seinen beiden größten Märkten, senken, und es gibt Anzeichen für eine drohende Katastrophe auf dem US-Autofinanzierungsmarkt im nächsten Jahr, die den landesweiten Preisverfall beschleunigen könnte. Trotz eines Rückgangs von über 50 % in diesem Jahr wird die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) immer noch mit dem 53-fachen der rückblickenden Gewinne gehandelt. Mit einem größeren Konjunktureinbruch in den USA, Europa und China, der aus den oben genannten Gründen durchaus möglich ist, sind diese Gewinne aber nicht zu halten. Vielleicht zieht Musk selbst die Reißleine, oder es wird dazu gedrängt. Unsere Vermutung ist jedoch, dass Musk bis zur Vorschau auf das Jahr 2024 auf die eine oder andere Weise einen Weg gefunden haben wird, mehr Zeit bei SpaceX zu verbringen.

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