DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, sieht die schwindende Wirtschaftlichkeit fossiler Kraftwerke als ein Übergangsproblem an. 'Ich betrachte das Problem geringer Erlöse als eine Durststrecke. Wenn jetzt einige Kraftwerke vom Netz gehen, dann stellt sich die Situation bald möglicherweise schon ganz anders dar', sagte Mundt im Interview mit dem 'Handelsblatt' (Dienstagausgabe). Viele Gas- und Kohlekraftwerke arbeiten derzeit nicht wirtschaftlich, weil sie von den erneuerbarer Energien aus dem Markt gedrängt werden.
Eine Marktbereinigung - hervorgerufen durch das Stilllegen einzelner Anlagen - könne steigende Strompreise zur Folge haben, so dass sich der Betrieb mancher Kraftwerke zukünftig wieder lohnen könne, schätzt der Kartellamtschef. Die Stromerzeuger fordern so genannte Kapazitätsmärkte, bei denen schon die Bereithaltung fossiler Erzeugungskapazitäten entlohnt wird. Diese Forderung sieht Mundt kritisch. Man müsse aufpassen, nicht gleich 'neue Subventionstöpfe' aufzumachen.
Die Frage sei, ob ein solcher Mechanismus überhaupt gebraucht werde. 'Ich habe da Zweifel. Es sollte zunächst darum gehen, alle Möglichkeiten des bestehenden Strommarktes auszuschöpfen.' Mundt plädiert dafür, die Marktintegration der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Zur Absicherung der Versorgungssicherheit setzt er auf eine strategische Kraftwerksreserve. 'Wenn dann die Probleme noch immer nicht gelöst sind, können wir als Ultima Ratio über Kapazitätsmärkte sprechen'.
Nach Ansicht des Kartellamtschefs könnte eine zu frühe Diskussion über mögliche Kapazitätsmarktmodelle zu Investitionszurückhaltung führen. 'Niemand will Gefahr laufen, aufgrund einer zu frühen Investition nicht von späteren Kapazitätszahlungen zu profitieren. Das kann dazu führen, dass tatsächlich irgendwann die Versorgungssicherheit in Gefahr gerät.'/nmu/fn/stb