STUTTGART (dpa-AFX) - Ein sofortiger Stopp der russischen Gas-Importe würde nach Ansicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann Gräueltaten wie die Verbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha nicht verhindern. "Ich kann jetzt nicht erkennen, was das Begehen solcher Verbrechen mit Gaslieferungen zu tun hat", sagte der Regierungschef am Dienstag in Stuttgart. Es sei "ziemlich abwegig", einen Zusammenhang herzustellen. Wer solche Gewalt begehe, lasse sich nicht durch aktuelle Maßnahmen wie einen Gas-Import-Stopp davon abhalten, sagte Kretschmann.
Der Grünen-Politiker zeigte sich schockiert von den Berichten und Bildern aus Butscha. "Das sind doch Menschheitsverbrechen, von denen wir glaubten, dass es sowas in Europa nicht mehr geben wird", sagte Kretschmann. "Das ist Ausdruck einer imperialen Politik, die vor nichts zurückschreckt." Es handele sich um "abscheuliche Kriegsverbrechen", die "auf das Konto von Putin und seiner Regierung" gingen und geahndet werden müssten.
Die Europäische Union ist gespalten in der Debatte über einen drastischen Schritt wie einen sofortigen Stop der Gas-Importe aus Russland. Die Ampelkoalition in Berlin ist bislang nicht bereit dazu. In Butscha, einer Vorortgemeinde der ukrainischen Hauptstadt Kiew, waren am Wochenende nach dem Rückzug der russischen Truppen Hunderte Leichen entdeckt worden.