LONDON (dpa-AFX) - Mehr als 40 000 Menschen haben in diesem Jahr bisher nach offiziellen Angaben illegal den Ärmelkanal nach Großbritannien überquert. Wie das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte, wurden am Samstag insgesamt 972 Menschen aufgegriffen, die mit 22 Booten unterwegs waren. Damit sind 2022 bereits deutlich mehr Migrantinnen und Migranten unerlaubt nach Großbritannien gelangt als im Gesamtjahr 2021, als 28 561 Menschen kamen.
Der konservativen Regierung in London sind die Überfahrten ein Dorn im Auge. Sie will die Migranten mit radikalen Maßnahmen abschrecken. So sollen illegal Eingereiste ins ostafrikanische Ruanda ausgeflogen werden - ohne Rücksicht auf ihren Asylstatus. Medienberichten stehen Großbritannien und Frankreich kurz davor, einen umfassenden Vertrag zu schließen, der die illegalen Überfahrten verhindern soll.
Der zuständige britische Innen-Staatssekretär Robert Jenrick behauptete in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Sunday Telegraph", die Regierung sei aufgrund geringer Kapazitäten gezwungen, auf Kosten der Steuerzahler teure Hotelzimmer anzumieten. Das werde sich ändern. ""Hotel Britannien" muss ein Ende haben und mit einfacher, funktionaler Unterbringung ersetzt werden, die keine zusätzlichen Anziehungsfaktoren schafft", schrieb Jenrick. "Menschlicher Anstand muss von einem nüchternen, gesunden Menschenverstand begleitet werden: Illegale Einwanderer haben keinen Anspruch auf Luxushotels." Jenrick behauptete weiter, Großbritannien biete Migranten zu viele Anreize und warf Flüchtlingen vor, "Asyl-Shopping" zu betreiben.
Zuletzt hatten die Zustände im südostenglischen Auffanglager Manston für Schlagzeilen gesorgt. Auf der für 1600 Menschen ausgelegten Anlage waren bis zu 4000 Migranten untergebracht.