Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Märkte atmen auf: Das Wochenende verlief ohne ein größeres Desaster im Bankensektor. Die FDIC nimmt einen geschätzten Schaden von 20 Milliarden Dollar für die Abwicklung der Silicon Valley Bank (NASDAQ:SIVB) in Kauf und Jack Ma kehrt nach einem Jahr Abwesenheit nach China zurück. Hier die wichtigsten Entwicklungen an den Märkten am Montag, 27. März.
1. First Citizens übernimmt SVB
Die globalen Märkte atmen auf, nachdem das erste Wochenende seit drei Wochen ohne größere Verwerfungen im globalen Bankensektor vergangen ist. Die Deutsche Bank (ETR:DBKGn), die am Freitag im Mittelpunkt der Volatilität stand, leitete am Morgen in Europa eine Erholung ein, die man eigentlich nur als "Dead-Cat Bounce" bezeichnen kann und deren Schwäche ein klares Zeichen dafür ist, dass die Marktteilnehmer den Sektor weiterhin skeptisch sehen.
An anderer Stelle ersetzte die Saudi National Bank über Nacht ihren Vorsitzenden, der mit seinen unbedachten Äußerungen die Talfahrt der Credit Suisse (SIX:CSGN) noch beschleunigt hatte.
In den USA erklärte sich unterdessen die First Citizens BancShares (NASDAQ:FCNCA) mit Sitz in Raleigh, N.C., bereit, den größten Teil des Kreditbuchs und der Wertpapiere der Silicon Valley Bank zu kaufen und alle Einlagen von der Federal Deposit Insurance Corp. zu übernehmen. Nach Schätzungen der FDIC kostet der Rest der gescheiterten Bank den Einlagensicherungsfonds 20 Milliarden Dollar.
Die FDIC muss fast die Hälfte der Vermögenswerte der SVB einbehalten, bekommt aber bis zu 500 Millionen Dollar in Form von Eigenkapitalinstrumenten von First Citizens als Teil einer Regelung zur gemeinsamen Teilung von Verlusten und Gewinnen aus dem Sanierungsprozess.
2. Euro-Kreditvergabe lässt nach, aber deutscher Ifo-Index erreicht 13-Monats-Hoch
Die schwache Erholung der Banken in der Eurozone lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass es deutliche Indizien dafür gibt, dass die jüngste Verbesserung der Fundamentaldaten auf ein Plateau zusteuert. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor in der Eurozone wuchs im Februar nur noch um 3,2 % und damit so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Wachstum der Kreditvergabe an Nicht-Finanzunternehmen verlangsamte sich auf 5,7 %, den niedrigsten Wert seit 10 Monaten.
Die Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Leitzinserhöhungen in Europa und den USA zu einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen führen. Dieser Trend dürfte sich noch verstärken, wenn die Risikobereitschaft der Banken nach den Pleiten der SVB und der Credit Suisse sinkt.
Bessere Nachrichten gab es aus der größten Volkswirtschaft der Eurozone. In der vielbeachteten deutschen Umfrage des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) stieg der Geschäftsklimaindex auf den höchsten Stand seit Februar letzten Jahres. Dabei legte die Erwartungskomponente besonders stark zu.
3. US-Aktienmarkt dürfte höher eröffnen
Die US-Börsen dürften freundlich in den Handelstag starten und in Ermangelung wichtiger Konjunkturdaten oder Unternehmensmeldungen von der allgemeinen Marktstimmung geleitet werden.
Bis 11.25 Uhr MEZ notierte der Dow Jones-Future 102 Punkte oder 0,3 % höher, während der S&P 500-Future in ähnlichem Umfang zulegte und der Nasdaq 100-Future um 0,1 % stieg. Trotz der Volatilität im Bankensektor hatten alle drei großen Indizes in der vergangenen Woche Kursgewinne zwischen 1 % und 2 % verzeichnet.
Zu den Aktien, die später im Fokus stehen dürften, gehören chinesische ADRs, nachdem die vielbeachtete Rückkehr von Alibaba (NYSE:BABA)-Gründer Jack Ma nach China publik wurde. Ma war über ein Jahr lang abwesend gewesen, was viele als Vorsichtsmaßnahme gegen seine Festnahme im Rahmen des harten Vorgehens der Kommunistischen Partei gegen übermächtige Tech-Magnaten angesehen hatten. Seine Rückkehr dürfte daher als eine Art Annäherung zwischen Wirtschaft und Politik angesehen werden.
4. Putin stationiert taktische Atomwaffen in Weißrussland
Der russische Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, einen Teil des taktischen Atomwaffenarsenals des Landes in das benachbarte Weißrussland zu verlegen und damit die Spannungen an den Grenzen zur Ukraine zu verschärfen.
Dieser Schritt erfolgte weniger als eine Woche, nachdem der chinesische Präsident Xi Jinping - der Putin öffentlich vor den Risiken einer nuklearen Eskalation gewarnt hat - Moskau mit warmen Worten der Unterstützung, aber ohne größere Vereinbarungen zur Unterstützung der russischen Kriegsanstrengungen oder der angeschlagenen Wirtschaft, verlassen hatte.
Kiew erklärte, es werde eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragen, um Russlands "nuklearer Erpressung" entgegenzutreten, während der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, Brüssel sei bereit, neue Sanktionen gegen Belarus zu verhängen, falls Minsk russische Atomwaffen lagern würde.
5. Ölpreis ohne klare Richtung
Die Ölpreise orientierten sich zum Wochenauftakt seitwärts. Weitere enttäuschende Daten aus China deuten darauf hin, dass der anfängliche Impuls für Rohstoffe durch die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft bereits verpufft ist.
Bis 11.25 Uhr MEZ legte der US-Ölpreis um 0,5 % auf 69,59 Dollar pro Barrel zu, während der Brentpreis um 0,5 % auf 74,95 Dollar pro Barrel stieg.
Zuvor hatte das chinesische Statistikamt mitgeteilt, dass die Gewinne in der Industrie in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 um 23 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen sind.
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