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Megacrash: Das Ende des Wachstumszyklus – wenn Auto und Urlaub Superluxus werden

Veröffentlicht am 14.06.2023, 09:40
© Investing.com

Investing.com – Die Finanzmärkte funktionieren nach einem ganz einfachen Prinzip – der Risikobewertung. Steigt das Risiko, dass ein Unternehmen künftig weniger Gewinne erwirtschaftet, dann fällt der entsprechende Vermögenswert, weil das Risiko einer sich verschlechternden Entwicklung eingepreist wird und die Liquidität sinkt. Nimmt das Risiko hingegen ab, dann geht es bergauf.

Der Finanz-Blogger Charles Hugh Smith musste in seinem jüngsten Beitrag jedoch feststellen, dass sich die Voraussetzungen für die Risikobewertung dramatisch geändert haben. Das führt zwangsläufig dazu, dass nicht mehr davon auszugehen ist, dass sich die Märkte weiterhin so entwickeln wie in den vergangenen 30 Jahren.

Smith erklärt, dass die Weltwirtschaft einen 30-jährigen Wachstumszyklus durchlief, der auf Entwicklungen beruhte, die zu einer Reduzierung der Risiken für die Finanzmärkte führte.

Dazu zählten neben dem Untergang der Sowjetunion und dem damit einhergehenden Ende des Kalten Krieges auch die neu entdeckten riesigen Ölfelder. Hinzu kam der florierende Welthandel, der es Konzernen auf der ganzen Welt erlaubte, Produktionen in Billiglohnländer wie China auszulagern, was die Kosten senkte und die Gewinne sprudeln ließ. Die Zentralbanken versorgten die Märkte über niedrige Zinsen mit billigem Geld, denn Inflation spielte während dieses Zyklus keine Rolle.

Doch all das ist laut Smith Geschichte, denn die Welt hat sich grundlegend geändert.

Vor der Finanzkrise von 2008 wurde die Geldpolitik vom Markt bestimmt. Es waren Liquidität, Preise und Risiken, welche den Zentralbankern vorgaben, welche geldpolitischen Rahmenbedingungen gelten.

Aber die Finanzkrise änderte diesen Markt-getriebenen Mechanismus. Regierungen und Zentralbanken sahen sich gezwungen zu intervenieren, denn ohne das Eingreifen wäre die Welt mit dem Einpreisen des neuen Risikos in eine schwere Rezession gestürzt. Und so wurde die Nullzinspolitik eingeführt, während die Inflation noch immer niedrig war.

Das führte jedoch dazu, dass mit dem geliehenen kostenlosen Geld eine bisher nie dagewesene Renditejagd begann, wie Smith erklärt. So entstanden in sämtlichen Sektoren riesige Blasen, die immer der Gefahr ausgesetzt sind, dass die Liquidität einbricht und es zu einer Neubewertung von Risiko und Vermögenswerten kommt.

Die Blasen haben eine Dimension erreicht, die bei einer Neubewertung das Potenzial hat, das weltweite Finanzsystem kollabieren zu lassen. So wäre es bereits 2008 geschehen, wenn die Zentralbanken nicht eingegriffen hätten. Doch dieses Eingreifen führte zu noch größeren Blasen, die mit den Covid-19-Konjunkturpaketen weiter expandierten.

Das Problem ist aber nicht nur, dass die Vermögenspreise nicht der geänderten Realität entsprechen, sondern dass die aufgerufenen Kurse als Sicherheiten für den riesigen Schuldenberg dienen, der sich auftürmt. Eine Neubewertung würde zu einer Überschuldung führen. Investitionen in Wachstum wären dann undenkbar, denn sämtliche Überschüsse werden von den Zinszahlungen aufgefressen.

Die Welt, die bis zuletzt so beschaffen war, dass die wichtigsten Indizes selbst in Krisenzeiten neue Hochs erreichten, hat sich grundlegend geändert.

Smith stellt fest, dass China, das lange Zeit als weltoffen galt, verstärkt auf Militär setzt und territoriale Ansprüche (Taiwan) stellt. Die USA bekannten sich bereits dazu, Taiwan gegen China zu verteidigen. Die globalen Lieferketten, auf denen das Wachstum der letzten Jahrzehnte beruhte, werden aufgekündigt. Unabhängigkeit von geopolitischen Bedrohungen ist die neue Herangehensweise, mit der es schwieriger wird, die Renditen aufrechtzuerhalten, an die man sich gewöhnte, von steigenden Gewinnen ganz zu schweigen. Und wo das Wachstum einbricht, werden die hohen Schulden alsbald eine Krise herbeiführen, die uns alle trifft.

Hinzu kommt der demografische Wandel und eine Ära der anhaltenden Inflation. Beide werden dafür Sorge tragen, dass die Nachfrage nach allem, was nicht unbedingt lebensnotwendig ist, einbricht. Noch wird der Optimismus aufrechterhalten, dass die Inflation ein vorübergehendes Phänomen ist, wie Smith schreibt. Aber Missernten, der Klimawandel, hohe Kapitalkosten und der Schuldenberg werden zu einer immensen Neuberwertung der Vermögenswerte führen.

Als Beispiel für die Auswirkungen der Neubewertung führt Smith den Wohnungsbau an. In den jüngsten Jahrzehnten war davon auszugehen, dass eine Immobilie ein Jahrzehnt später inflationsbereinigt einen 30 Prozent höheren Wert hat. An jeder Ecke wurden risikolose Investitionen in Betongold angeboten. Doch bricht die Nachfrage aufgrund der höheren Risikoprämien ein und man muss damit rechnen, dass die heute gebaute Immobilie in 10 Jahren inflationsbereinigt 30 Prozent weniger wert ist, wer baut dann zu dem aktuell hohen Preis noch Immobilien? Smith schreibt:

"Momentan ist die Neubewertung noch moderat, aber wenn sich die Risiken manifestieren, müssen wir mit einer Beschleunigung der Neubewertung rechnen. Wenn die Liquidität versiegt – also die Käufer von Häusern und Aktien den Markt plötzlich verlassen – wird der Preisverfall dramatisch sein und sich selbst verstärken."

Noch wird der Markt von dem Vertrauen getragen, dass die Zinsen und die Inflation bald sinken, die KI-Revolution ein neues Zeitalter der Effizienz entfesselt und die geopolitischen Spannungen im Sande verlaufen. Und falls all dies nicht der Fall sein sollte, dann werden die Zentralbanken einen Weg finden, dass die Aktienmärkte entgegen allen Widrigkeiten neue Allzeithochs erreichen. Doch wehe dem, wenn das Vertrauen in höher, weiter, schneller erlischt, dann platzen alle Blasen gleichzeitig – der Megacrash.

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