BERLIN (dpa-AFX) - Nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala wird der vor zwei Jahren von Russland begonnene Angriffskrieg in der Ukraine auch im Jahr 2024 nicht enden. "Für das Jahr 2024 sehe ich kein Ende für diesen Krieg, da gibt es nichts, was uns Hoffnung geben könnte", sagte der Politikwissenschaftler der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Die Ukraine findet keinen Frieden, weil Russland noch immer glaubt, diesen Krieg gewinnen zu können", sagte der Professor der Universität der Bundeswehr München. Die Zeit spiele dabei Russlands Präsidenten Wladimir Putin zunehmend in die Hände. An diesem Samstag jährt sich der Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine zum zweiten Mal.
"Wladimir Putin hat gute Karten, das kann man anders gar nicht sagen", sagte Masala. "Seine Strategie ist, dass der Westen irgendwann ermattet, dass demokratische Gesellschaften solche Konflikte nicht lange durchhalten. Er scheint recht zu behalten." Inzwischen mangele es den ukrainischen Soldaten sogar an Munition an der Front, weshalb nicht in der Lage sind, die russischen Truppen zurückzudrängen.
Allerdings sehe man, dass der Krieg immer stärker nach Russland hineingetragen werde, sagte Masala. "Das hat zur Folge, dass dort ein zartes Pflänzchen des Widerstandes innerhalb der Bevölkerung wächst. Allein die Tatsache, dass in Moskau viele Heizungen ausfallen und die Menschen frieren müssen, weil das Geld in den Krieg fließt, führt dazu, dass zumindest ein Teil der Russen anfängt, am Sinn dieser Kämpfe zu zweifeln." Das sei etwas, was man in den vergangenen zwei Jahren nicht gesehen habe. "Putin war geschickt darin, diesen Krieg von der russischen Mehrheitsgesellschaft fernzuhalten."
Auch der Westen verlängere den Krieg, sagte der Militärexperte. "Zum einen hat er den Krieg verlängert, indem er die Ukraine in die Lage versetzt hat, sich selbst zu verteidigen. Allerdings hat er dieses Engagement nie so weit vorangetrieben, dass die Ukraine in der Lage war, die russische Logik zu durchbrechen, die noch immer davon ausgeht, in diesem Krieg mehr gewinnen als verlieren zu können", sagte Masala. "Der Westen verlängert den Krieg also in einer positiven und in einer negativen Hinsicht zugleich", fügte er hinzu. Vor den US-Wahlen im November werde kaum Bewegung in diesen Krieg kommen.