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Nach dem 9-Euro-Ticket: Wissing will Ende des Tarif-Dschungels

Veröffentlicht am 10.07.2022, 14:18
Aktualisiert 10.07.2022, 14:30
© Reuters.

BERLIN (dpa-AFX) - Bis Ende August gibt es das 9-Euro-Ticket noch - doch die Diskussion über das, was danach kommt, nimmt schon an Fahrt auf. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will sich für eine dauerhafte Vereinfachung des Tarifsystems im öffentlichen Nahverkehr einsetzen. "Wenn die komplizierten Tarifzonen verschwinden und die Tickets bundesweit gelten, wird der öffentliche Nahverkehr sehr viel stärker genutzt", sagte Wissing der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir sollten deswegen endlich Wege finden, den Tarif-Dschungel in Deutschland zu beenden."

Das Ticket berechtigt Käuferinnen und Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland zu fahren.

Bei Kommunen und Verbänden stößt der Minister mit seinem Vorschlag auf Zustimmung - allerdings unter Bedingungen, vor allem finanzieller Art. Der Deutsche Städtetag etwa begrüßte den Vorstoß grundsätzlich, verwies aber auf Finanzierungslücken. Der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, Helmut Dedy, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag: "Der ÖPNV muss attraktiver werden, die Städte unterstützen ein einfacheres Tarifsystem."

Der Städtetag freue sich daher, dass der Bundesverkehrsminister nun offenbar mit den Ländern und den Trägern des Öffentlichen Nahverkehrs über bundesweit geltende Tickets sprechen wolle. Dies sei allerdings kein einfaches Unterfangen, weshalb hier "kreative Lösungen" gefragt seien. Eine Voraussetzung sei, "dass zeitgleich die massiv gestiegenen Kosten im Bereich Energie und Personal" ausgeglichen werden und damit der Bestand gesichert werde. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte: "Es ist völlig unrealistisch, den Tarif-Dschungel zu lichten, ohne Geld dafür in die Hand zu nehmen."

Positivere Resonanz für Wissings Vorstoß gab es vom Fahrgastverband Pro Bahn. Die Tarifstruktur im Nahverkehr sei in Deutschland sehr kompliziert, sagte Andreas Schröder von Pro Bahn der Deutschen Presse-Agentur. Hier eine Veränderung anzustoßen, sei deshalb "grundsätzlich zu begrüßen". Angesichts des Beharrungsvermögens der Verkehrsverbünde werde dies aber sicherlich nicht einfach sein. Ein mögliches Modell wäre beispielsweise ein "kilometerabhängiger Tarif".

Schröder sagte, die zurückliegenden Wochen hätten gezeigt, dass durch das 9-Euro-Ticket auch zusätzlicher Freizeit-Verkehr, "der sonst nicht stattgefunden hätte", entstanden sei. Dies sei vor allem auf touristisch interessanten Strecken und da, wo Regionalbahnen parallel zum Fernverkehr auf langen Streckenabschnitten fahren, zu beobachten. Bei Überlegungen einer Nachfolge-Regelung für das 9-Euro-Ticket solle darauf geachtet werden, "dass man nicht unnötigen Verkehr kreiert".

Ein positiver Effekt des 9-Euro-Tickets sei der "disruptive Charakter", sagte Schröder. Dadurch habe sich - jenseits der schwierigen finanziellen Fragen - gezeigt, dass grundlegende Veränderungen möglich seien.

Wissing nannte das 9-Euro-Ticket in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" einen "fulminanten Erfolg" und die "beste Idee für den Bahnverkehr seit ganz langer Zeit". Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge wurden mit Stand Ende Juni bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft. Hinzu kommen 10 Millionen Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten. "Wir haben spürbar weniger Verkehr auf den Straßen, deutlich weniger Staus", sagte Wissing. "Offenbar sind viele vom Auto in Busse und Bahnen umgestiegen."

Eine Verlängerung des Angebots scheint trotz der Begeisterung des Ministers jedoch unwahrscheinlich. Dass die Finanzierung des ÖPNV für die Länder eine große Herausforderung sei, "kann ich nachvollziehen", sagte er. "Allen ist aber auch klar, dass der Bund kein Monatsticket für 9 Euro auf Dauer finanzieren kann. Das wären jährlich rund zehn Milliarden Euro." Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich bereits Ende Juni gegen eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets ausgesprochen.

Inzwischen kursieren aber verschiedene Modelle, mit denen das Reisen im Nah- und Regionalverkehr auch nach dem Ende des 9-Euro-Tickets günstiger und unkomplizierter sein soll - wenn auch nicht zum selben Kampfpreis. So haben die Verbraucherzentralen etwa die Idee eines 29-Euro-Tickets ins Spiel gebracht, also die Fortsetzung des radikal vereinfachten Modells zu etwas höheren Preisen. Und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat das Konzept eines sogenannten Länder-Plus-Tickets entwickelt, das den komplizierten Tarif-Flickenteppich durch acht sich teils überlappende Großräume ersetzt. Abos für Fahrten in diesen Großräumen sollen pro Monat zwischen 30 und 75 Euro kosten.

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