Investing.com - Laut dem Ökonomen Nouriel Roubini, berühmt geworden durch seine treffende Prognose zur Finanzkrise und wegen seiner düsteren Einschätzungen auch "Dr. Doom" genannt, dürfte es der Federal Reserve (Fed) angesichts der Aussicht auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, sich ausweitende Credit Spreads und stark korrigierende Aktienmärkte extrem schwer fallen, ihre Geldpolitik zu straffen.
"Sie werden kneifen", sagte er am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg Television in Dubai. Zwar werde die Fed höchstwahrscheinlich im November den Startschuss für das Tapering geben, doch sei ein vollständiges Ende der Wertpapierkäufe nicht absehbar, und auch eine Zinserhöhung werde die Fed so lange wie möglich hinauszögern.
Fed-Chef Jerome Powell sagte im letzten Monat, dass der Tapering-Prozess im Falle einer anhaltenden Erholung der US-Wirtschaft schnell voranschreiten könnte. Bereits zur Jahresmitte 2022 könnte dieser abgeschlossen sein. Im September hatten sich neun der 18 FOMC-Mitglieder für einen ersten Zinsschritt bereits im kommenden Jahr ausgesprochen - im Sommer waren es nur sieben Mitglieder gewesen.
Die Stagflation - bei der das Wirtschaftswachstum stagniert und die Inflation steigt - werde wahrscheinlich noch "einige Quartale lang anhalten", fügte Roubini hinzu.
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Der Kernindex der persönlichen Konsumausgaben in den USA wird seiner Einschätzung nach im nächsten Jahr über 3 Prozent bleiben.
Die Inflationssorgen haben in letzter Zeit angesichts steigender Energiepreise deutlich zugenommen, was den Druck auf die Preise erhöht. Engpässe in den Lieferketten und der Arbeitskräftemangel in fast allen Sektoren treiben auch die Kern- und Gesamtinflation in die Höhe und schaden so dem Wirtschaftswachstum, sagte Roubini.
"Das wird ein sehr schwieriges Dilemma für die Zentralbanken", glaubt er. Wenn sich das Wachstum verlangsamt, schwenkt die Fed am Ende von hawkish auf dovish.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte erst am Dienstag seine globale Wachstumsprognose für 2021 von 6 auf 5,9 Prozent und verwies dabei auf die nach wie vor bestehenden Flaschenhälse in den Lieferketten der Industrieländer.
Und bleibt die Fed trotz steigender Inflationsraten locker, so dürften dann auch die Renditen für US-Staatsanleihen weiter steigen, schließlich würden die Anleger dann eine höhere Inflationsrisikoprämie einrechnen, so Roubini.
Der Risikoprämie gilt es als eine art Risikoaufschlag für herkömmliche Anleihen zu verstehen, schließlich sind diese der Gefahr einer anziehenden Inflation komplett ausgesetzt.
Mit 1,62 Prozent erreichte die Zehnjahresrendite in den USA zuletzt den höchsten Stand seit Mai.
In diesem Szenario sei ihm zufolge der beste Schutz ein Investment in Rohstoffe. Dabei legt er Anlegern nahe, besonders Gold, Metalle und Öl im Auge zu behalten.
Der Ölpreis könnte in den nächsten Monaten aufgrund der "wahrgenommenen Knappheit" die Marke von 100 Dollar pro Barrel erreichen.
Erst in dieser Woche schossen die Preise für Brent und WTI über die Marke von 80 Dollar je Fass. Seit Jahresanfang haben die beiden Ölsorten um 60 bzw. 66 Prozent an Wert zugelegt.
Mit der Rückkehr zur Normalität nach der Corona-Pandemie nimmt die Ölnachfrage schneller als erwartet zu. Gleichzeitig hält die OPEC+ das Angebot knapp. Anfang Oktober hatte das Ölexportkartell die frühere Entscheidung bestätigt, die Förderung im November um 400.000 Barrel pro Tag anzuheben. Im Vorfeld hatten einige Ölmarktbeobachter mit 800.000 Barrel täglich gerechnet, um den steigenden Preisen für Erdöl Einhalt zu gebieten. Unterstützt hat das schwarze Gold in den letzten Wochen außerdem der explodierende Gaspreis. Da sich der Preis für den gefragten fossilen Brennstoff in diesem mehr als verdoppelt hat, befeuert ein Trend zum Umstieg von Gas auf Öl den Ölpreis zusätzlich.
"Ich sehe einen Trend zu steigenden Preisen für Öl, Kohle, Erdgas und andere Energien", sagte er. "Die Nachfrage nimmt zu"
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