n Börsen-Zeitung: Schlimmes Gezerre, Kommentar zur Frauenquote von
Angela Wefers
Frankfurt (ots) - Die gesicherte Nachricht erst einmal vorweg: Die
Frauenquote von 30% im Aufsichtsrat für große Konzerne kommt. Mehr
als 3000 weitere Unternehmen müssen sich zudem künftig selbst Ziele
für Aufsichtsrat, Vorstand und die nächste Führungsebene stecken
sowie deren Einhaltung nachweisen. Was die Koalitionäre in der Nacht
zum Mittwoch aber genau beschlossen hatten, das war selbst
Beteiligten und Betroffenen am Tag danach nicht so ganz klar.
CDU und CSU sahen nach dem Kompromiss dennoch ihre Forderung
erfüllt, dass mit dem neuen Gesetz ausschließlich der
Koalitionsvertrag umgesetzt wird - und kein Deut mehr zu Lasten der
Wirtschaft. Am Ende haben die Unionsparteien nach dem zunächst
lautstarken Säbelrasseln aber wenig bewirkt. Familienministerin
Manuela Schwesig und Bundesjustizminister Heiko Maas mussten de facto
kaum Abstriche an ihrem Entwurf machen - und können sich folglich als
Sieger fühlen.
Eine Härtefallregelung für Branchen mit traditionell
männerdominierten Berufen konnte die Union ebenso wenig erreichen wie
eine Entschärfung der Sanktion des "leeren Stuhls". Bei einer
Aufsichtsratsbesetzung mit dem falschen Geschlecht drohen weiterhin
nichtige Beschlüsse. Die Unternehmen müssen mit dieser Unsicherheit
leben. Stattdessen sind mit der Rechtsform der SE nun sogar mehr und
nicht weniger Firmen vom neuen Quotenzwang erfasst.
Die vereinbarten Erleichterungen sind für die Wirtschaft nicht
gravierend. Vielmehr kommen neue Probleme. Nur ein wenig mehr
Flexibilität entsteht durch die Möglichkeit, in den Aufsichtsräten
die Quote durch eine zusammengefasste Berechnung von Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerbank zu erfüllen. Wie aber sieht es nach einem
Geschlechterwechsel bei einer Nachbesetzung auf der einen Bank aus,
wenn die Rechnung nicht mehr stimmt und die andere Bank gerade nicht
wählt? Nur etwas weniger Bürokratie schafft auch der verlängerte
Turnus für die Berichtspflichten. Die Option, wieder unter eine Quote
von 30% fallen zu können, dürfte ausgewählte kleine Unternehmen
treffen.
So wünschenswert es ist, dass Frauen stärker in Führungspositionen
vertreten sind, wie es ihrem Ausbildungsstand und ihrer Partizipation
in der Gesellschaft gebührt, so schlimm ist der Kollateralschaden,
den das Gezerre um die Quote verursacht. In der Diskussion über den
neue Regelung sind die Frauen zu einer Belastung mutiert, vor der die
Wirtschaft zu schützen ist. Genau dies hat keine Frau verdient.
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