Börsen-Zeitung: Wie das Eichhörnchen, Kommentar zu Volks- und
Raiffeisenbanken von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - And the Winner is: DZ Bank. Das soll dann doch
noch mal festgehalten werden, nachdem es jetzt quasi amtlich ist. Das
Frankfurter Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken ist mit
einem Vorsteuerergebnis von 2,2 Mrd. Euro im vorigen Jahr auch beim
Gewinn Spitze - säulenübergreifend. Die HypoVereinsbank, die am
Mittwoch ihre Zahlen vorgelegt hat, konnte den Abschluss der Genossen
nicht toppen. Deutsche Bank und KfW haben schon früher zu erkennen
gegeben, dass es bei ihnen diesmal nicht für den Platz ganz oben auf
dem Treppchen reicht.
Als Gewinner dürfen sich auch die 1078 Volks- und Raiffeisenbanken
fühlen. Und das nicht allein, weil sie in summa wieder einen Gewinn
vor Steuern von 7,4 Mrd. Euro erwirtschaftet haben. Sondern
insbesondere auch mit Blick auf einige Erfolgskennzahlen im
mittelfristigen Vergleich. Keiner wird ja gerne 'Krisengewinner'
genannt. Da liegt die Assoziation 'Kriegsgewinnler' allzu nah.
Tatsache ist aber, dass sich die Genossen eines während der Finanz-
und Staatsschuldenkrise kontinuierlich gewachsenen Zuspruchs
erfreuen. Ablesbar ist das etwa an der Mitgliederzahl, die seit 2008,
dem Jahr des Lehman-Bankrotts, um 1,5 Millionen auf 17,7 Millionen
geklettert ist. Oder an den Marktanteilen. Die erscheinen, gemessen
an 30 Millionen Kundenbeziehungen, teilweise zwar noch ausbaufähig.
Aber mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Wenn im Kreditbestand Jahr
für Jahr ein paar Zehntelpunkte umverteilt werden, stehen dahinter
innerhalb eines Jahrfünfts durchaus spürbare Verschiebungen in
zweistelliger Milliardenhöhe, etwa im Kreditgeschäft mit Firmenkunden
und Selbständigen. Das muss man in einer Zeit, in der sich die
komplette Bankenwelt auf den Mittelstand stürzt, erst mal schaffen.
Ähnlich erfolgreich sind dabei Sparkassen und Regionalbanken.
Fast noch erstaunlicher ist, dass die Volks- und Raiffeisenbanken
sich auch im Einlagengeschäft ein größeres Stück vom Kuchen
abschneiden (die Zahlen, auf denen diese Angaben basieren, stammen
von der Bundesbank, daran ist also nichts frisiert). Erstaunlich
deshalb, weil die Sparer schon über ein gerüttelt Maß an
Leidensfähigkeit verfügen müssen, wenn sie ihr Geld zu den nicht
gerade für Kampfkonditionen bekannten Kreditgenossen tragen. Es muss
also wohl etwas mit dem Vertrauen der Kunden in das Geschäftsmodell
zu tun haben. Politik und Aufsicht wären gut beraten, wenn sie in der
Regulierung alles unterließen, was solche bewährten und in der Krise
stabilisierend wirkenden Geschäftsmodelle über Gebühr belastet.
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