Börsen-Zeitung: Entmystifizierung angebracht, Kommentar zur Diskussion
um den Hochfrequenzhandel, von Dieter Kuckelkorn.
Frankfurt (ots) - Wieder einmal ist der umstrittene
Hochfrequenzhandel mit Aktien und anderen Finanzinstrumenten zum
Thema geworden: Er dient Politikern wie Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble aktuell als Argument für die Einführung einer
Finanztransaktionssteuer. Dass eine solche Steuer vor allem
Privatanleger und weniger die Akteure des Hochfrequenzhandels treffen
würde, steht auf einem anderen Blatt. Schäuble hat bei der
Gelegenheit auch wieder einmal die härtere Regulierung dieses
Bereichs angemahnt, andere Stimmen fordern sogar beharrlich ein
vollständiges Verbot des Hochfrequenzhandels. Dabei fällt auf, dass
die Ressentiments meist deutlich größer sind als das Wissen über
dieses eher im Verborgenen gedeihende Handelssegment. Es ist daher
höchste Zeit für eine Entmystifizierung des Hochfrequenzhandels, wie
sie auch Experten auf dem 5. Finanzplatztag der WMGruppe in Frankfurt
jetzt gefordert haben.
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Hochfrequenzhandel ist nicht
frei von Risiken. Es gibt durchaus Ansätze und Strategien, die nicht
ungefährlich sind und die beim Vorhandensein von Regulierungslücken
dazu beitragen können, dass ganze Märkte in die Knie gehen - so wie
das am 6. Mai 2010 beim sogenannten 'Flash Crash' in den USA auch
geschehen ist. Bei diesem Crash, in dessen Verlauf einige Aktien
kurzzeitig bis zu 99% an Wert einbüßten, spielte der
Hochfrequenzhandel aber nur eine untergeordnete Rolle. Als Ursache,
da sind sich die meisten Experten einig, ist eher die unzureichende
Regulierung der US-Märkte zu sehen: Volatilitätsunterbrechungen auch
bei Einzelaktien, wie sie etwa die Deutsche Börse seit längerem
kennt, sind dort immer noch unbekannt. Und selbst die nach dem Crash
an Wall Street eingeführten 'Circuit Breaker' gelten nach wie vor als
unzureichend.
In Europa ist die Regulierung bereits jetzt weiter. Durch die
Neuauflage der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid2)
soll sie weiter verbessert werden. Damit rücken die positiven Effekte
des Hochfrequenzhandels stärker ins Blickfeld: Die meisten der
zahlreichen Studien zum Thema kommen zu dem Ergebnis, dass der
Hochfrequenzhandel für zusätzliche Liquidität sorgt. Eine höhere
Liquidität wiederum führt zu engeren Spreads, was zur Folge hat, dass
Anleger bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren bessere Preise
realisieren können. Da dies genau das ist, was die EU-Kommission mit
der Mifid-Richtlinie anstrebt, hat sie sich bislang allen Ansätzen
einer exzessiven Regulierung des Hochfrequenzhandels aus guten
Gründen widersetzt.
(Börsen-Zeitung, 16.3.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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Hochfrequenzhandel mit Aktien und anderen Finanzinstrumenten zum
Thema geworden: Er dient Politikern wie Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble aktuell als Argument für die Einführung einer
Finanztransaktionssteuer. Dass eine solche Steuer vor allem
Privatanleger und weniger die Akteure des Hochfrequenzhandels treffen
würde, steht auf einem anderen Blatt. Schäuble hat bei der
Gelegenheit auch wieder einmal die härtere Regulierung dieses
Bereichs angemahnt, andere Stimmen fordern sogar beharrlich ein
vollständiges Verbot des Hochfrequenzhandels. Dabei fällt auf, dass
die Ressentiments meist deutlich größer sind als das Wissen über
dieses eher im Verborgenen gedeihende Handelssegment. Es ist daher
höchste Zeit für eine Entmystifizierung des Hochfrequenzhandels, wie
sie auch Experten auf dem 5. Finanzplatztag der WMGruppe in Frankfurt
jetzt gefordert haben.
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Hochfrequenzhandel ist nicht
frei von Risiken. Es gibt durchaus Ansätze und Strategien, die nicht
ungefährlich sind und die beim Vorhandensein von Regulierungslücken
dazu beitragen können, dass ganze Märkte in die Knie gehen - so wie
das am 6. Mai 2010 beim sogenannten 'Flash Crash' in den USA auch
geschehen ist. Bei diesem Crash, in dessen Verlauf einige Aktien
kurzzeitig bis zu 99% an Wert einbüßten, spielte der
Hochfrequenzhandel aber nur eine untergeordnete Rolle. Als Ursache,
da sind sich die meisten Experten einig, ist eher die unzureichende
Regulierung der US-Märkte zu sehen: Volatilitätsunterbrechungen auch
bei Einzelaktien, wie sie etwa die Deutsche Börse seit längerem
kennt, sind dort immer noch unbekannt. Und selbst die nach dem Crash
an Wall Street eingeführten 'Circuit Breaker' gelten nach wie vor als
unzureichend.
In Europa ist die Regulierung bereits jetzt weiter. Durch die
Neuauflage der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid2)
soll sie weiter verbessert werden. Damit rücken die positiven Effekte
des Hochfrequenzhandels stärker ins Blickfeld: Die meisten der
zahlreichen Studien zum Thema kommen zu dem Ergebnis, dass der
Hochfrequenzhandel für zusätzliche Liquidität sorgt. Eine höhere
Liquidität wiederum führt zu engeren Spreads, was zur Folge hat, dass
Anleger bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren bessere Preise
realisieren können. Da dies genau das ist, was die EU-Kommission mit
der Mifid-Richtlinie anstrebt, hat sie sich bislang allen Ansätzen
einer exzessiven Regulierung des Hochfrequenzhandels aus guten
Gründen widersetzt.
(Börsen-Zeitung, 16.3.2012)
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