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Veröffentlicht am 01.02.2013, 19:21
Aktualisiert 01.02.2013, 19:24
Börsen-Zeitung: Geräuschloser Entzug, Börsenkommentar 'Marktplatz',

von Georg Blaha.

Frankfurt (ots) - Für alle, die ihr Geld mit dem Schüren von

Inflationsängsten verdienen, ist es natürlich eine schlechte

Nachricht. 137 Mrd. Euro haben die Banken der Eurozone in der

beendeten Handelswoche der Europäischen Zentralbank (EZB) aus den

beiden Dreijahrestendern vorzeitig zurückgezahlt. Die

Überschussliquidität im Eurosystem, die nach der 'Dicken Berta', wie

EZB-Chef Mario Draghi die beiden langfristigen

Refinanzierungsoperationen auch nannte, in astronomische Höhen

geschossen war, hat sich damit deutlich reduziert.

Im Dezember 2011 und Februar 2012 hatte die Notenbank den

Instituten des Euroraums die bis dahin nicht gesehene Summe von

brutto rund 1 Bill. (netto rund 500 Mrd.) Euro für drei Jahre zur

Verfügung gestellt; nach Ablauf eines Jahres dürfen die Banken mit

den Tilgungen der 'Krisentender' beginnen. Von den damals mancherorts

grassierenden Inflationsbefürchtungen hat sich indes nichts

bewahrheitet. Die Sondertilgungen zeigen vielmehr, dass das

großkalibrige Geschütz der EZB vorerst seinen Zweck erfüllt hat -

Bankenpleiten hat es verhindert, und auch wenn die Kreditvergabe in

der Eurozone wie zuletzt leicht rückläufig gewesen ist, wurde eine

stärkere Einschränkung oder gar eine Kreditklemme verhindert.

Dass die Liquiditätsflut in Euroland nun abebbt, hat der guten

Stimmung an den Märkten keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, zusammen

mit anderen Indikatoren, wie etwa den sich stabilisierenden

Target2-Salden, die darauf hindeuten, dass sich die Lage in der

Eurozone in kleinen Schritten normalisiert, kamen die Sondertilgungen

als positives Signal an den Märkten an, zumal die Summe für den

ersten Termin die Analystenschätzungen weit übertroffen hat. In einer

ersten Reaktion zogen die Renditen der Bundesanleihen an, während die

für die Staatspapiere der Euro-Peripheriestaaten ihren Abwärtstrend

fortsetzten.

Zum Wochenschluss kam es an den europäischen Bondmärkten

allerdings zu einer leichten Gegenbewegung - nicht jeder scheint dem

neuen Frieden zu trauen. Zudem fallen die Tilgungen für die neue

Woche mit 3,5 Mrd. Euro geringer aus, als mit 20 Mrd. Euro erwartet

worden war. Dies sollte aber niemanden erschrecken. Vielmehr wird

damit das Vorgehen der Banken klar, von denen es viele offenbar

vorziehen, ihre überschüssigen Mittel in einem Aufwasch

zurückzugeben, anstatt sie in mehreren Raten abzustottern. Der Fokus

richtet sich nun auf den 27. Februar. Dies ist der erste Stichtag, an

dem die Banken die Mittel aus dem zweiten Dreijahrestender

zurückzahlen können. Die Daten dazu veröffentlicht die EZB am 22.

Februar. Für diesen Termin lauten die Schätzungen der Analysten auf

100 bis 200 Mrd. Euro. Insgesamt dürften dem Eurosystem dann 240 bis

340 Mrd. Euro an Liquidität entzogen werden. Bislang zeigten die

Banken keine Bereitschaft, die Gelder vom Dreijahrestender in die

regulären Tender der Notenbank mit kürzeren Laufzeiten zu überführen.

Warum sollten die Banken die zum aktuellen Refinanzierungssatz von

0,75% immer noch günstigen Dreijahreskredite vorzeitig tilgen? Für

viele Adressen waren die Mittel eine Vorsichtskasse, die als

risikolose Guthaben oder Einlagen bei der EZB mittlerweile nicht mehr

verzinst wird, also ein Verlustgeschäft darstellt. Seit sich die Lage

in Euroland in der zweiten Jahreshälfte 2012 beruhigt hat, sind auch

die berühmten 'Sarko-Trades' (so genannt in Anspielung auf Äußerungen

des früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy), also der

Erwerb von Peripheriepapieren mit dem von der EZB geliehenen Geld,

nicht mehr so attraktiv wie zuvor. Während sechsmonatige italienische

Staatspapiere im Dezember 2011 noch 5 bis 6% abwarfen, sind deren

Renditen diesen Januar zeitweise auf 0,6% gefallen - unter den

Refinanzierungssatz der EZB.

Sicherlich besteht die Gefahr, dass der Liquiditätsentzug zu früh

und zu rasch erfolgt und mit steigenden Sätzen und Risikoaufschlägen

für die Peripherie einhergeht. Auch am Geldmarkt gibt es

Herdenverhalten und Übertreibungen. Dagegen spricht, dass die

Terminsätze bislang trotz der Aussicht auf sinkende Liquidität nur

minimal zulegten, weit weniger etwa als nach dem Auslaufen des

einjährigen 'Krisentenders' Mitte 2010. Ohne neue Schocks oder

Krisenereignisse dürfte der Entzug daher recht geräuschlos verlaufen.

Im schlimmsten Falle kann die EZB etwa mit einem neuen Jahrestender

gegensteuern, zudem hat die Notenbank beim Zinsniveau noch 25

Basispunkte Luft nach unten. Angesichts des mittlerweile recht teuer

gewordenen Euro könnte EZB-Chef Draghi nach der Zinssitzung in der

neuen Woche dazu erste Hinweise geben.

(Börsen-Zeitung, 2.2.2013)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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