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Veröffentlicht am 15.03.2013, 19:31
Börsen-Zeitung: Japans Ausbruchsversuch, Börsenkommentar 'Marktplatz',

von Georg Blaha.

Frankfurt (ots) - Japan überrascht die Welt. Vor wenigen Monaten

noch als unbelehrbar, unverbesserlich und unreformierbar gescholten,

scheint sich das Land unter der Führung des neuen Premierministers

Shinzo Abe nun aus der zwei Jahrzehnte anhaltenden Lähmung und

Deflation zu befreien. Es ist nicht das erste Mal, dass Nippon einen

Ausbruchsversuch gestartet hat. Doch immer wieder blieben die

Reformbemühungen der rasch wechselnden Regierungen in Tokio und der

vor allem mit sich selbst beschäftigten Politik stecken. Japans

Aktienmarkt wies in 17 der vergangenen 25 Jahre eine Underperformance

gegenüber den anderen großen Märkten auf.

Ist diesmal alles anders? Anleger zeigen sich von den 'Abenomics',

wie das wirtschaftspolitische Programm von Abe genannt wird,

überzeugt. Der Leitindex Nikkei225 muss sich im weltweiten Vergleich

nicht mehr verstecken, bei 12561 Yen erreichte er den höchsten Stand

seit September 2008. Auch wenn die Rally reif für eine Pause ist,

spricht momentan vieles dafür, dass die Abenomics Erfolg haben

werden, Japan zu moderater Inflation und zu neuem Wachstum zu

verhelfen.

Der wesentliche Treiber ist die Aussicht auf eine drastisch

gelockerte Geldpolitik, die schon beim Wahlkampf Ende 2012 eine

wesentliche Rolle spielte, aus dem die von Abe geleitete

Liberaldemokratische Partei (LDP) als Sieger hervorging. Am Freitag

winkte das japanische Parlament die von der LDP gewünschte neue

Führungsspitze der Zentralbank durch. Nun führt Haruhiko Kuroda, ein

altgedienter Notenbanker und bislang Chef der Asiatischen

Entwicklungsbank, mit den Stellvertretern Kikuo Iwata und Hiroshi

Nakaso die Geschäfte der Bank of Japan (BoJ). Am Devisenmarkt wurde

die Berufung Kurodas im Laufe der beendeten Handelswoche mit einem

neuen Dreieinhalbjahrestief des Yen bei 96,7 je Dollar quittiert. Zur

europäischen Einheitswährung notiert der Yen bei 126 je Euro in

Reichweite eines Dreijahrestiefs. Kuroda will die für 2014 geplanten

unlimitierten Anleihekäufe schon auf dieses Jahr vorziehen und peilt

ein auf 2% verdoppeltes Inflationsziel an.

Die Märkte spielen bei den Abenomics mit, aber wie sieht es in der

Realwirtschaft aus? Auch dort gibt es Anzeichen, dass mit steigenden

Preisen gerechnet wird. Die Ausgaben der Privathaushalte sind im

Januar überraschend stark angestiegen, nachdem sie im Dezember trotz

der Familienfeiern zum Jahresende gefallen waren. Auch das

Verbrauchervertrauen ist gemäß staatlichen Daten gestiegen.

Bedeutender ist jedoch das Verhalten der Unternehmen: Jüngst haben

zwei Supermarktketten ihren Angestellten medienwirksam das erste Mal

seit vier, fünf Jahren eine deutliche Erhöhung von Löhnen und

Zusatzleistungen in Aussicht gestellt. Die Einzelhändler sind große

Arbeitgeber im Niedriglohnbereich. Auch von den Exportfirmen, die vom

billigen Yen mit gestiegener Wettbewerbsfähigkeit profitieren, werden

Lohnerhöhungen erwartet. Die Firmen wurden nicht von sich aus tätig,

es bedurfte freundlicher Ermahnungen von Japans Finanzminister Taro

Aso. Eine wirtschaftspolitisch saubere Trennung von Markt und Staat

ist das nicht gerade, doch in Japan funktioniert der Appell, das

nationale Interesse über das eigene zu stellen, bisweilen.

Das Ziel von Premier Abe scheint es zu sein, die Geldpolitik mit

anderen Bereichen der Wirtschaft zu verzahnen. Die Wahrscheinlichkeit

ist hoch, dass Abe dieses Kunststück gelingt; die LDP, die Japan von

1955 bis 2009 fast ununterbrochen regierte, beherrscht die Klaviatur

der Macht nahezu perfekt und die Wähler haben ihr, anders als in

früheren Jahren, einen klaren Auftrag gegeben.

Sicher bleiben noch viele ungelöste Probleme. Die

Staatsverschuldung von 240% des Bruttoinlandsprodukts ist auch bei

anziehendem Wirtschaftswachstum ein Mühlstein um den japanischen

Hals. Zudem ist die Deflation nicht nur hausgemacht: Durch die enge

Verzahnung mit der billig produzierenden chinesischen Wirtschaft

dürfte zumindest vorerst weiter Druck auf den Preisen in Japan

bleiben.

Wie geht es weiter? Der breite Aktienmarkt, gemessen am Topix, ist

bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 für 2013 schon teurer als der

globale Durchschnitt von 12 und damit schon recht weit gelaufen. Der

Yen ist dagegen nach Kaufkraftparität noch immer zwischen 10% und 20%

überbewertet. Für die Weltwirtschaft wird ein reinflationiertes Japan

nicht ohne Auswirkungen sein. Deutsche Unternehmen müssen sich bei

Automobilen und Maschinen auf mehr Konkurrenz einstellen. Und

weltweit könnten die Inflationsrisiken steigen, wenn mit Japan ein

bislang großer 'Deflator' der Märkte ausfällt.

(Börsen-Zeitung, 16.3.2013)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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