😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

ots.CorporateNews: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Wohlwollender Diktator EZB, Leitartikel ...

Veröffentlicht am 06.09.2012, 20:51
Aktualisiert 06.09.2012, 20:52
Börsen-Zeitung: Wohlwollender Diktator EZB, Leitartikel zur Rolle der

Zentralbank von Stephan Balling

Frankfurt (ots) - Zugegeben: In deutschen Ohren klingt vieles

schrill, was der republikanische Kandidat für das US-Präsidentenamt

fordert. Mitt Romney will 'dafür arbeiten, den Zugang und die

Möglichkeiten der Amerikaner zum Jagen und Schießen zu erweitern und

zu verstärken', wie er auf seiner Internetseite verkündet.

Krankenversicherung für alle? Unnötig, zu teuer, freiheitsraubende

Staatswirtschaft! Dafür fordern Republikaner ein striktes

Abtreibungsverbot und kämpfen gegen die Homoehe. Verrückte

Amerikaner? Nicht ganz! Zugrunde liegt der Grand Old Party neben

konservativen Werten ein tiefer Drang nach Freiheit statt staatlicher

Gängelung. Ganz anders Europa: Wenn etwas schiefläuft, wird nach dem

Staat gerufen. Selbst Ökonomen misstrauen dem Markt, also den freien

Entscheidungen der Menschen, setzen auf staatliche Mindest- und

Höchstpreise, die wenige Bürokraten oder Politiker festsetzen. Nicht

nur, dass sich solche Eingriffe meist als ineffizient erweisen, sie

sind häufig auch ein Angriff auf die Freiheit.

Solch einen Angriff stellt auch die Geldpolitik der Europäischen

Zentralbank (EZB) dar. 21 von 22 EZB-Ratsmitgliedern maßen sich an,

den korrekten Preis von Staatsanleihen zu kennen, diffamieren den

Markt als 'irrational'. Sie manipulieren nun mit dem Segen

zahlreicher Ökonomen den Kapitalmarkt, wollen Zinssätze einzelner

Länder steuern und sich nicht mehr wie früher auf das

Gesamtzinsniveau im Euroraum beschränken. Armes Europa! Immerhin: Der

Ball liegt bei der Politik. Die EZB handelt nur, wenn Länder unter

ein Hilfsprogramm schlüpfen. Das deutsche Parlament weiß nun, dass

Hilfspakete für Krisenländer einhergehen mit einer Verlagerung von

Macht zur Notenbank. In deren Kreis widersteht einzig

Bundesbankpräsident Jens Weidmann der Versuchung, 'wohlwollender

Diktator' zu spielen. Der wohlwollende Diktator ist ein wesentliches

Element der Volkswirtschaftslehre: Er soll eingreifen, wenn der Markt

versagt, also etwa bei Monopolen oder externen Effekten. Das Konzept

mag als Gedankenexperiment nicht schlecht sein, für die Praxis taugt

es kaum. Aus Sicht eines Republikaners - und das ist nicht

parteipolitisch gemeint - ist ein Diktator ein Alptraum, und geriere

er sich als noch so wohlwollend. Gewaltenteilung und die

verfassungsmäßige Beschränkung von Staatseingriffen sind liberale

Errungenschaften, die auch von einer unabhängigen Notenbank

respektiert werden müssen.

Doch die EZB scheint ihr originäres Mandat aufzugeben, kümmert

sich lieber um eine Frage, die sie gar nichts angeht: Bleibt der Euro

die Währung der Euro-Staaten, und welche Länder gehören künftig zu

Euroland. Diese Frage kann, ja darf sie nicht beantworten. Das ist

Sache der Regierungen. Draghis Satz, der Euro sei unumkehrbar, ist

nicht von seinem Mandat gedeckt. Sein Mandat heißt, dort für

Preisstabilität zu sorgen, wo der Euro gilt. Doch die EZB lässt die

Verbraucherpreise mit 2,6% deutlich stärker klettern, als es ihrer

eigenen Definition von Preisstabilität entspricht. Der schwache

Außenwert des Euro führt zu importierter Inflation. Niedrigstzinsen,

immer lockerere Bedingungen bei der Vergabe von Zentralbankkrediten

und Anleihekäufe sorgen für eine Flucht in Sachwerte, was die Preise

für Häuser treibt und auf die Mieten durchschlägt.

In den USA, wo die Federal Reserve ähnlich aggressiv auftritt wie

die EZB in Europa, wollen die Republikaner nun eine Rückkehr zum

Goldstandard prüfen, mancher plädiert für ein entstaatlichtes,

privates Geldwesen. Spitzenkandidat Romney hält davon persönlich

wenig, wünscht sich lediglich eine 'größere Stabilität in unserer

Geldpolitik'. Die Idee, dass das Geldsystem im Goldstandard frei von

staatlichem Einfluss sei, habe sich in der Vergangenheit als

'schlicht falsch' erwiesen, so Romney zu Jahresanfang im TV-Sender

CNBC. Vermutlich hat er Recht. Die Argumente für ein staatliches

Geldsystem mit unabhängiger Zentralbank ohne Goldstandard schlagen

jene für eine Edelmetallwährung oder privates Geldwesen.

Doch derzeit agieren die politischen Kräfte, die Zugriff auf die

Druckerpresse der Notenbank ergattern wollen, mit solcher Wucht, dass

auch ein noch so sicher geglaubter Verfassungsrahmen eine immer

weitere Machtanmaßung der monetären Bürokratie nicht verhindern kann.

Um den libertären Flügel seiner Partei zu gewinnen, wendet sich in

den USA deshalb auch Romney nicht mehr strikt gegen eine Rückkehr zum

Goldstandard. Es kann auch in Euroland passieren, dass grundlegend

die Unabhängigkeit der Notenbank hinterfragt wird. Davor sollte sich

die EZB hüten und sorgsam darauf achten, innerhalb ihres Mandats zu

agieren.

Originaltext: Börsen-Zeitung

Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377

Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.