SEOUL (dpa-AFX) - Gut drei Wochen vor der Präsidentenwahl in Südkorea ist am Dienstag die offizielle Wahlkampfphase eingeläutet worden. Die Südkoreaner wählen am 9. März den Nachfolger des sozialliberalen Präsidenten Moon Jae In, der sich nach fünf Jahren im Amt nicht zur Wiederwahl stellen kann. Jüngsten Umfragen zufolge könnte es zu einem knappen Rennen zwischen dem Kandidaten der regierenden Demokratischen Partei Koreas (Minjoo), Lee Jae Myung, und dem konservativen Kandidaten der oppositionellen Partei Macht des Volkes (PPP), Yoon Suk Yeol, kommen. Insgesamt 14 Bewerber ließen sich für die Wahl registrieren.
Für die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens hat die Präsidentenwahl eine enorme Bedeutung. Im Präsidialsystem des Landes laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt. Der Präsident könnte prinzipiell sogar gegen eine Mehrheit der Opposition im Parlament regieren. In der Nationalversammlung hat derzeit die Minjoo die Mehrheit. Der nächste Präsident soll im Mai das Amt übernehmen.
Zum Auftakt seiner offiziellen Straßenkampagne betonte der frühere Provinzgouverneur Lee, wie wichtig es sei, die "nationale Eintracht" herzustellen und widersprechende Meinungen und Ideale unter einen Hut zu bringen. Sein größter Gegner, der ehemalige Generalstaatsanwalt Yoon, rief die Bürger dazu auf, ein Urteil über die "unfähige liberale Regierung" zu fällen und einen Machtwechsel herbeizuführen. In der heißen Wahlkampfphase sind unter anderem auch Werbung in Zeitungen oder im Fernsehen erlaubt sowie Wahlkampfreden in Radio und Fernsehen.
Die Wahl erfolgt inmitten einer angespannten Phase auf der koreanischen Halbinsel. Südkoreas abgeschottetes Nachbarland hatte im Januar eine Reihe von Raketentests durchgeführt, einschließlich des Starts einer atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung solcher Raketen.