BERLIN (dpa-AFX) - "Der Tagesspiegel" zu Unwort des Jahres:
"Umfragen zeigen, dass die 'Medienverdrossenheit', die sehr viel hübschere Schwester des Totschlagsbegriffs von der 'Lügenpresse', zunimmt. Das muss erstaunen. Ist der Journalismus derart in Verfall geraten, dass jedwede Meldung nur falsch, korrumpiert und manipuliert sein kann? Überhaupt nicht. Das Wahrheitsgebot ist und bleibt das Reinheitsgebot des Journalismus. Alle Medien-Nihilisten mögen sich mal fragen, was sich an Bericht, Feature und Reportage beargwöhnen lässt. Meinetwegen Misstrauen, Skepsis, geschenkt, gefährlicher fürs eigene Ego denn für den Journalismus ist: Wenn vermittelte Information nur mit der Messlatte eigener Zustimmung akzeptiert wird. Nicht glauben zu wollen, heißt keinesfalls, es glaubwürdiger zu wissen. Journalismus ist Zumutung. Da draußen, vor der eigenen Tür und außerhalb des eigenen Kopfes, passiert unendlich viel. Journalismus trägt dieses Viele hinein. Wer da schreit: 'Lüge' - der belügt sich selbst.