MÜNCHEN (dpa-AFX) - "Münchner Merkur" zur Spionageaffäre:
"Man könnte sich jetzt über die naiven Deutschen mokieren, die "Freundschaft" offenbar aus einer romantisierenden Karl-May-Perspektive definieren; umso mehr entsetzt allerdings die un-historische Wurstigkeit der US-Seite. Offenbar ist niemandem in der Riege höchster Entscheidungsträger klar, dass dieses Deutschland trotz gemeinsamer Werte und Interessen nicht mehr der Juniorpartner Washingtons aus dem Kalten Krieg ist, sondern ein vereintes Gemeinwesen mit 80 Millionen Menschen. Deren USA-Bild kaum noch geprägt wird von Marshall-Plan und Care-Paketen, sondern von Vietnam, Irak, Afghanistan oder Guantanamo. Wenn die Obama-Regierung nicht versteht, dass die Spionageaffäre kein isoliertes Geheimdienst-Problem ist, sondern ein Katalysator für Anti-Amerikanismus, wird sie mehr zerstören als die schöne Illusion von der "deutsch-amerikanischen Freundschaft"."/DP/he