LONDON (dpa-AFX) - Besserer Nahverkehr, besseres Internet und bessere Bildung: Die britische Regierung will den Norden Englands und andere benachteiligte Regionen lebenswerter machen. Das bis zum Jahr 2030 angelegte Programm solle "sowohl das Geld als auch die Macht in die Hände der arbeitenden Bevölkerung" legen, kündigte der britische Minister Michael Gove am Mittwoch im BBC-Interview an. Allerdings stellt die britische Regierung, wie von Kritikern bemängelt, für diese Pläne kein neues Geld bereit. Stattdessen sollen unter anderem neue Bürgermeisterposten geschaffen werden, die auch neue Befugnisse bekommen sollen.
Das sogenannte "Levelling Up"-Programm ist eines der Kernversprechen der konservativen Regierung von Boris Johnson, mit dem diese in den Wahlkampf gezogen waren, um auch Wählerinnen und Wähler zu überzeugen, die traditionell eher der sozialdemokratischen Labour-Partei anhängen. Im Norden Englands gibt es viele benachteiligte und verarmte Regionen, während London und der Süden des Landes im Schnitt einen höheren Lebensstandard haben. Britische Medien berichteten am Mittwoch bereits über die Pläne, die Gove im Parlament vorstellen wollte. So sollen jedes Jahr 200 000 mehr Menschen qualitativ hochwertige Aus- oder Weiterbildungen machen. Der Anteil der Grundschulkinder, die einen Mindeststandard an Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Mathematik erlangen, soll signifikant erhöht werden, als Zielmarke gilt hierbei 90 Prozent. Zudem soll der Nahverkehr deutlich näher an den Standard der britischen Hauptstadt gebracht und die Mehrheit der Bevölkerung mit dem schnellen mobilen Funkstandard 5G versorgt werden. Viele dieser Ziele bleiben jedoch vage. Die Labour-Politikerin Lisa Nandy übte Kritik: "Das ist nicht das, was uns versprochen wurde. Wir verdienen mehr als das." Sie vermisse eine klare Strategie und neue Ideen anstatt "neuer Regierungsstrukturen und recycelter Geldtöpfe".