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HAMBURG/ESSEN (dpa-AFX) - Nach zwei Streiktagen bei Karstadt-Warenhäusern in Hamburg kehren die Beschäftigten an ihre Arbeitsplätze zurück. Am Montag und Dienstag folgten jeweils rund 450 Mitarbeiter dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi in Hamburg, wie Fachbereichsleiter Arno Peukes berichtete. Mit Kundgebungen und Demonstrationen in der Innenstadt und prominent vor den Warenhäusern machten die Beschäftigten auf die 'Tarifpause' im Unternehmen aufmerksam. Mit einer 'Streikpause' in Hamburg wollen die Arbeitnehmervertreter der Gegenseite Zeit geben, ihr Verhalten zu überdenken.
Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen verteidigte den Kurs der Essener Konzernzentrale. Bei der schwierigen Sanierung sei erst die Hälfte des Weges bewältigt worden, sagte er mehreren Zeitungen vom Dienstag. Er kritisierte zugleich das Vorgehen von Verdi scharf. Die Gewerkschaft will mit weiteren Streiks den Druck auf den Essener Konzern erhöhen, seine rund 20 000 Mitarbeiter an kommenden Tariferhöhungen im Einzelhandel teilhaben zu lassen. 'Wir sind mit der Beteiligung sehr zufrieden. Wir haben gezeigt, dass wir sehr geschlossen sind', sagte der Hamburger Verdi-Fachbereichsleiter.
'Die Verdi-Funktionäre kämpfen gerade bei Karstadt nur um ihre eigene Macht als Gewerkschaft auf Kosten der Belegschaft. Das ist nicht in Ordnung', sagte Berggruen der 'Bild'-Zeitung. Wenn er 2010 bei dem Traditionsunternehmen nicht eingestiegen wäre, dann gäbe es Karstadt nicht mehr. Die Übernahme sei natürlich erst der Beginn der Rettung, nicht ihre Vollendung gewesen. Wie versprochen seien die Gehälter inzwischen wieder auf dem Niveau von vor der Pleite. Weitere Erhöhungen seien wegen der laufenden Sanierung von Karstadt aber für die nächsten zwei Jahre unmöglich. Eine Sanierung sei immer ein langer Weg, und 'wir haben erst ungefähr die Hälfte hinter uns'.
Berggruen räumte ein, die Probleme unterschätzt zu haben: 'Ich habe nicht gewusst, wie krank Karstadt nach 20 Jahren Missmanagement wirklich war. Die Herausforderungen sind noch größer und noch anstrengender', sagte er der 'Bild'-Zeitung. Das Unternehmen hinke bei vielen Dingen hinterher, etwa bei den Einkaufssystemen. 'Ich glaube fest an Karstadt. Das Unternehmen wird die Wende hinbekommen!' Er stehe bereit, frisches Geld einzubringen, wenn es helfen würde. Aber entscheidend sei der Wandel im Unternehmen selbst, betonte Berggruen. Der Hamburger Verdi-Vertreter mahnte den Investor, endlich in die Diskussion mit den Arbeitnehmern zu gehen.
Verdi will die zweijährige 'Tarifpause', die Karstadt im Mai für die 'vollständige Gesundung' des Unternehmens bekanntgegeben hatte, nicht hinnehmen. Die Gewerkschaft wirft dem Management 'Tarifflucht' vor, die sich sowohl auf das Vertrauen als auch auf die Motivation der Karstadt-Beschäftigten negativ auswirke. Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren bereits viele hundert Millionen Euro durch Verzicht in Karstadt investiert. Verdi hatte Streiks angekündigt, nachdem Karstadt Anerkennungstarifverträge ablehnte.
Karstadt war im Mai in den regionalen Arbeitgeberverbänden in die Verbandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung gewechselt. Das Management will die bisher geltenden Tarifverträge zwar weiter anwenden, aber kommende Tariferhöhungen in der Einzelhandelsbranche nicht umsetzen. 'Wir nehmen niemandem etwas weg', sagte Berggruen dem 'Tagesspiegel'. Die nächste Tarifrunde Einzelhandel ist in Hamburg für den 10. Juni angesetzt./akp/vd/DP/kja
HAMBURG/ESSEN (dpa-AFX) - Nach zwei Streiktagen bei Karstadt-Warenhäusern in Hamburg kehren die Beschäftigten an ihre Arbeitsplätze zurück. Am Montag und Dienstag folgten jeweils rund 450 Mitarbeiter dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi in Hamburg, wie Fachbereichsleiter Arno Peukes berichtete. Mit Kundgebungen und Demonstrationen in der Innenstadt und prominent vor den Warenhäusern machten die Beschäftigten auf die 'Tarifpause' im Unternehmen aufmerksam. Mit einer 'Streikpause' in Hamburg wollen die Arbeitnehmervertreter der Gegenseite Zeit geben, ihr Verhalten zu überdenken.
Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen verteidigte den Kurs der Essener Konzernzentrale. Bei der schwierigen Sanierung sei erst die Hälfte des Weges bewältigt worden, sagte er mehreren Zeitungen vom Dienstag. Er kritisierte zugleich das Vorgehen von Verdi scharf. Die Gewerkschaft will mit weiteren Streiks den Druck auf den Essener Konzern erhöhen, seine rund 20 000 Mitarbeiter an kommenden Tariferhöhungen im Einzelhandel teilhaben zu lassen. 'Wir sind mit der Beteiligung sehr zufrieden. Wir haben gezeigt, dass wir sehr geschlossen sind', sagte der Hamburger Verdi-Fachbereichsleiter.
'Die Verdi-Funktionäre kämpfen gerade bei Karstadt nur um ihre eigene Macht als Gewerkschaft auf Kosten der Belegschaft. Das ist nicht in Ordnung', sagte Berggruen der 'Bild'-Zeitung. Wenn er 2010 bei dem Traditionsunternehmen nicht eingestiegen wäre, dann gäbe es Karstadt nicht mehr. Die Übernahme sei natürlich erst der Beginn der Rettung, nicht ihre Vollendung gewesen. Wie versprochen seien die Gehälter inzwischen wieder auf dem Niveau von vor der Pleite. Weitere Erhöhungen seien wegen der laufenden Sanierung von Karstadt aber für die nächsten zwei Jahre unmöglich. Eine Sanierung sei immer ein langer Weg, und 'wir haben erst ungefähr die Hälfte hinter uns'.
Berggruen räumte ein, die Probleme unterschätzt zu haben: 'Ich habe nicht gewusst, wie krank Karstadt nach 20 Jahren Missmanagement wirklich war. Die Herausforderungen sind noch größer und noch anstrengender', sagte er der 'Bild'-Zeitung. Das Unternehmen hinke bei vielen Dingen hinterher, etwa bei den Einkaufssystemen. 'Ich glaube fest an Karstadt. Das Unternehmen wird die Wende hinbekommen!' Er stehe bereit, frisches Geld einzubringen, wenn es helfen würde. Aber entscheidend sei der Wandel im Unternehmen selbst, betonte Berggruen. Der Hamburger Verdi-Vertreter mahnte den Investor, endlich in die Diskussion mit den Arbeitnehmern zu gehen.
Verdi will die zweijährige 'Tarifpause', die Karstadt im Mai für die 'vollständige Gesundung' des Unternehmens bekanntgegeben hatte, nicht hinnehmen. Die Gewerkschaft wirft dem Management 'Tarifflucht' vor, die sich sowohl auf das Vertrauen als auch auf die Motivation der Karstadt-Beschäftigten negativ auswirke. Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren bereits viele hundert Millionen Euro durch Verzicht in Karstadt investiert. Verdi hatte Streiks angekündigt, nachdem Karstadt Anerkennungstarifverträge ablehnte.
Karstadt war im Mai in den regionalen Arbeitgeberverbänden in die Verbandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung gewechselt. Das Management will die bisher geltenden Tarifverträge zwar weiter anwenden, aber kommende Tariferhöhungen in der Einzelhandelsbranche nicht umsetzen. 'Wir nehmen niemandem etwas weg', sagte Berggruen dem 'Tagesspiegel'. Die nächste Tarifrunde Einzelhandel ist in Hamburg für den 10. Juni angesetzt./akp/vd/DP/kja