(neu: Aussagen aus dem Call, Analysten, Aktienkurs)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Konsumgüterkonzern Henkel (ETR:HNKG_p) (Persil, Fa, Pritt) hat zuletzt weniger Waschmittel und Kosmetik verkauft, durch Preiserhöhungen seinen Umsatz aber dennoch deutlich gesteigert. Insgesamt wuchs der Konzernumsatz zwischen Juli und September um 17,3 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro, wie Henkel am Dienstag mitteilte. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte, lag das Wachstum im dritten Quartal bei 11,3 Prozent.
Allerdings war das Umsatzwachstum den Konzernangaben zufolge allein preisgetrieben, die verkauften Mengen gingen vor allem im Konsumgüterbereich zurück. "Es gibt eine Konsumzurückhaltung, die sich angesichts der Energiepreise und der drohenden Rezession verstärkt", sagte Henkel-Chef Carsten Knobel.
Im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel verzeichnete Henkel nach seinen Worten Volumenrückgänge um 7 Prozent. Im Kosmetikbereich lag das Minus sogar bei 10 Prozent. Hier machte sich allerdings auch die schon vor Jahresfrist angekündigte Einstellung einiger Geschäfte deutlich bemerkbar.
Zweistellige Preiserhöhungen in allen Unternehmensbereichen verhinderten allerdings, dass sich die Volumenrückgänge auch in der Bilanz widerspiegelten. Henkel sei in der Lage gewesen, die gestiegenen Materialkosten an die Händler und die Industrie weiterzugeben. Dabei habe das Unternehmen keine Marktanteile verloren, sagte Knobel.
Am besten schlug sich im dritten Quartal die größte Konzernsparte Klebstoffe mit einem Umsatzplus von 22,6 Prozent. Hier entwickelte sich auch die Absatzmenge noch leicht positiv. Im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel glänzten vor allem Kernmarken wie Persil, Perwoll und Pril mit hohem Wachstum. Dagegen lief das Geschäft mit Oberflächenreinigern und WC-Reinigern deutlich schlechter als in den Hochzeiten der Corona-Pandemie.
Insgesamt zeigte sich Henkel für das Gesamtjahr trotz aller Herausforderungen optimistischer und hob seine Prognosen am Dienstag an. Für 2022 geht der Konzern nun von einem organischen Wachstum von sieben bis acht Prozent aus. Zuvor hatte das Unternehmen 5,5 bis 7,5 Prozent angepeilt. Henkel hatte zuvor bereits zweimal die Umsatzprognose erhöht.
Die schlechte Nachricht für die Verbraucher: Nach Ansicht des Markenherstellers hat die Preisspirale ihr Ende noch nicht erreicht. Die Kostensteigerungen seien noch nicht in allen Bereichen an die Kunden weitergegeben worden. Deshalb werde es hier und da noch weiterhin Preiserhöhungen geben.
Die Aktie ging auf Berg- und Talfahrt. Analysten äußerten sich positiv, aber auch zum Teil kritisch zu den Zahlen. Nachdem die Papiere zum Handelsstart bis auf 60,64 Euro abgesackt waren, erholten sie sich und stiegen auf 64,10 Euro. Am späteren Mittag zeigten sie sich schließlich prozentual nahezu unverändert.
Analysten lobten unisono die besser als erwartet ausgefallenen Quartalsumsätze. Allerdings seien sie vor allem auf das Klebstoff-Geschäft zurückzuführen, gingen unter anderem die Experten von Goldman Sachs (NYSE:GS) oder JPMorgan (NYSE:JPM) ins Detail. Die Volumina im Consumer-Bereich mit Wasch- und Reinigungsmitteln dagegen seien rückläufig gewesen und stünden im Vergleich zu Konkurrenten stärker unter Druck. Das bereite Sorgen, schrieb Goldman-Analyst Olivier Nicolaï. Laut Bernstein-Analyst Bruno Monteyne ist es daher nun wichtig zu quantifizieren, wie viel davon eine Nachfragereaktion auf die Preisanhebungen von Henkel gewesen sei und wie viel selbst verursacht sei, etwa durch nicht fortgeführte Aktivitäten.
Martin Deboo, Analyst bei Jefferies, verwies zudem darauf, dass die Jahresziele von Henkel nun zwar klarer und auch etwas höher seien, der Konsens dies aber bereits auf dem Schirm habe.