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WISMAR (dpa-AFX) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den insolventen MV Werften Hilfe zugesagt, fordert aber von der Wirtschaft die Entwicklung klimafreundlicher Geschäftsfelder. "Bund und Land können unterstützen, aber es wird nur gehen, wenn auch Unternehmen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Aufgabe ist, gemeinsam neue Zukunftsperspektiven zu erschließen, auch wenn das Umfeld ein schwieriges ist", erklärte der Grünen-Politiker am Montag anlässlich eines Besuches auf der Werft in Wismar.
Sie ist Teil der MV-Werften-Gruppe, für die Anfang Januar Insolvenz angemeldet wurde. Knapp 2000 Schiffbauer erhoffen sich staatliche Überbrückungshilfen, um nach dem Ende des krisengeschüttelten Kreuzfahrtschiffbaus neue Betätigungsfelder erschließen zu können. Nach den Worten Habecks bietet die Modernisierung der weltweiten Flotten auf dem Weg hin zur Klimaneutralität große Möglichkeiten, wie auch der Bau von Offshore-Plattformen. "Es gibt einen enormen Bedarf für Konverterstationen, und wir sollten ein gemeinsames Interesse haben, hier über einen deutschen Anbieter zu verfügen", betonte Habeck.
Auf einer Kundgebung von Werftarbeitern am Freitag in Rostock-Warnemünde hatte Insolvenzverwalter Christoph Morgen berichtet, dass es eine große Nachfrage von Firmen gebe, in Mecklenburg-Vorpommern Offshore-Plattformen für den Anschluss von Windparks auf See bauen zu lassen. Bei Projekten dieser Größenordnung sei aber mit einem Baubeginn nicht vor Ende 2023, Anfang 2024 zu rechnen. Deshalb seien Übergangslösungen nötig. Noch immer unklar ist zudem, ob das im Dock der Wismarer Werft liegende Kreuzfahrtschiff "Global Dream" (früher "Global 1") fertiggestellt werden kann. Da auch der Mutterkonzern Genting als Auftraggeber im Januar Insolvenzantrag stellte, fehlen die Mittel zur Fertigstellung. Die Rede ist von 600 Millionen Euro.
Er wisse um die Bedeutung des Schiffbaus für Mecklenburg-Vorpommern, betonte Habeck. Die MV Werften seien der größte Industriebetrieb im Land und ein wichtiger Auftraggeber für zahlreiche Zulieferbetriebe. Bund und Land hätten alle Anstrengungen unternommen, um eine Insolvenz abzuwenden. Doch sei dies nicht gelungen, weil die Gesellschafter nicht bereitgewesen seien, ihren Beitrag zu leisten. Nun müsse aus der Insolvenz heraus ein Neustart gelingen. "Es geht um Arbeitsplätze, aber auch um Tradition, Identität und Stolz."
Wie Habeck bereits am Morgen nach Gesprächen im Wirtschaftsministerium in Schwerin betont hatte, sieht er die Gründung einer Transfergesellschaft für die Mitarbeiter der Werften-Gruppe zunächst als vordringlichstes Ziel an. Diese soll garantieren, dass die Beschäftigten auch über das Insolvenzgeld hinaus Lohn erhalten.