MÜNSTER (dpa-AFX) - Deutschlands zweitgrößter Agrarhändler Agravis hat wegen des Ukraine-Krieges und damit verbundenen Kostensteigerungen bei Getreide vor deutlich höheren Verbraucherpreisen gewarnt. Nach zuletzt 200 Euro pro Tonne sei der Getreidepreis nach dem russischen Angriff auf teilweise 420 Euro pro Tonne gestiegen, sagte Finanzvorstand Hermann Hesseler am Donnerstag in Münster.
Das zweite Pandemie-Jahr 2021 schloss Agravis mit einem Umsatzplus von knapp 14 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro ab. Der Vorsteuer-Gewinn kletterte im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 33,2 Millionen Euro. Wegen des Ukraine-Krieges und den damit verbundenen Marktverwerfungen geht Hesseler für 2022 von einem geringeren Umsatz von 6,8 Milliarden Euro und einem Gewinn vor Steuern von 31 Millionen Euro aus.
Aus Sicht von Vorstandschef Dirk Köckler werden die Auswirkungen dieses Krieges die Branche grundlegend verändern. So müsse sich das als für die Versorgungssicherheit als systemrelevant eingestufte Unternehmen mit seiner Standortstruktur, Logistikfragen wie Bahnanbindungen und Warenverfügbarkeit auseinandersetzen. Da sei auch aus Brüssel von der Europäischen Union in den vergangenen vier Wochen einiges an neuen Vorgaben gekommen. Auch die Themen Gentechnik und Flächenstilllegung müssten neu bewertet werden.
Über die Auszahlung einer Dividende an die Aktionäre entscheidet die Hauptversammlung am 11. Mai in digitaler Sitzung. Zur Höhe der Dividende wollte sich Köckler nicht im Detail äußern, verwies aber auf das Niveau der Vorjahre. Für 2020 hatten die rund 6000 Aktionäre eine Dividende von 1,02 Euro pro Aktie erhalten.
Köckler bezeichnete 2021 als "wahrlich turbulent". Dazu zählten enorme Unsicherheiten bei Preisen, gestörte Lieferketten sowie hohe Logistikkosten. Frachtraum sei knapp und daher teuer. Grund waren 2021 die Corona-Pandemie, die Afrikanische Schweinepest sowie die Diskussion um die Ausrichtung der Landwirtschaft.
Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit 6379 (Stand Ende 2021) im Vorjahresvergleich nahezu unverändert.