MAGDEBURG (dpa-AFX) - Sicherheitsdienstleistungen werden mit der geplanten Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro nach Einschätzung der Branche teurer. Bundesweit würden 50 Prozent der Beschäftigten vom Mindestlohn profitieren, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Gregor Lehnert, am Mittwoch in Magdeburg vor einem Mitgliedertreffen. Bei den Auftraggebern sei aber die Einsicht in die Notwendigkeit einer auskömmlichen Bezahlung für die Sicherheitsleute vorhanden. Bislang liegt der Mindestlohn für die Branche in vielen Regionen bei 7,50 Euro.
Der BDSW als Arbeitgeber- und Branchenverband vertritt rund 850 Unternehmen, die beispielsweise Industrieanlagen bewachen oder für die Sicherheit bei Großveranstaltungen sorgen. Bundesweit seien bei den Industrie- und Handelskammern rund 4000 Sicherheitsunternehmen registriert. Die Branche hat den Verbandsangaben bundesweit rund 185 000 Beschäftigte.
Lehnert sagte, der Verband setze sich weiter mit der Gewerkschaft Verdi an einen Tisch, um regionale Tarifverträge auszuhandeln, die über dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro liegen. "Der gesetzliche Mindestlohn ist für Menschen, die chancenlos sind und Ungelernte. Das trifft auf unsere Branche nicht zu. So viel Selbstverständnis muss man an den Tag legen", sagte Lehnert.
Ziel sei es, den ausgehandelten Tarifvertrag, in dem auch Zuschläge für Nacht-, Sonntags- und Feiertagsdienste festgehalten werden sollen, für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Das hieße, dass er auch für die Unternehmen gilt, die nicht im Verband organisiert sind. Damit würde Chancengleichheit entstehen, sagte Lehnert.
Die privaten Sicherheitsunternehmen hoffen dem Verband zufolge auch auf zusätzliche staatliche Aufträge. Angesichts der Schuldenbremse müsse überall gespart werden, auch bei der Polizei. "Nicht jede Aufgabe, die heute ein Polizist wahrnimmt, ist eine klassische polizeiliche Aufgabe", sagte der Hauptgeschäftsführer des BDSW, Harald Olschok.
In Rheinland-Pfalz etwa seien Kommissare, die studiert hätten, für den Objektschutz der Ministerpräsidentin zuständig. "Auch da muss der Staat in Zukunft schauen, welche Aufgaben können wir abgeben, und da sehen wir schon Perspektiven." Auch Schwerlasttransporte könnten aus Verbandssicht von privaten Unternehmen statt von der Polizei begleitet werden.
Der BDSW setze weiter auf eine bessere Ausbildung der Sicherheitsleute. "Wir sind dafür, dass der Zugang zu diesem Beruf so wie er heute in der Gewerbeordnung geregelt ist, erschwert wird. Das gilt sowohl für einfache Mitarbeiter und es gilt erst recht für denjenigen, der glaubt, Unternehmer sein zu wollen", sagte Lehnert weiter. Heute könne jeder nach einem 40-stündigen Kurs ohne Prüfung in der Sicherheitsbranche arbeiten.dh