LONDON (dpa-AFX) - Nach Berichten über eine bevorstehende weitere Kehrtwende der britischen Regierung in ihrer Finanzpolitik ist das Pfund gestiegen. Die britische Währung, die zuletzt schwer unter Druck geraten war, legte zum US-Dollar bis zum Donnerstagmittag zu. Die Zeitung "Guardian" berichtete, die Regierung erwäge, die für April geplante deutliche Anhebung der Unternehmenssteuer doch nicht zurückzunehmen. Premierministerin Liz Truss hatte wiederholt angekündigt, die noch von ihrem Vorgänger Boris Johnson beschlossene Erhöhung von 19 auf 25 Prozent wieder zu streichen.
Finanzminister Kwasi Kwarteng wich Fragen nach der Unternehmenssteuer am Rande der Jahrestagung von Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington aus. Kwarteng betonte, er werde seinen Kurs durchziehen. "Mein Fokus liegt darauf (...) sicherzustellen, dass wir wieder Wachstum in unsere Wirtschaft bringen", sagte der Minister. Zuvor hatte ein Sprecher von Truss gesagt, die Position der Premierministerin habe sich nicht geändert und es seien keine Änderungen geplant.
Auch Abgeordnete der regierenden Konservativen Partei drängen die Regierung dazu, ihre nur durch Schulden finanzierten Vorhaben im Wert von Dutzenden Milliarden Pfund zu überdenken. Der IWF kritisierte die Pläne ebenfalls.
Die Regierungschefin, die bereits nach wenigen Wochen im Amt auch in den eigenen Reihen schwer in der Kritik steht, hatte wiederholt Forderungen zurückgewiesen, ihre Wirtschaftspolitik zu ändern. Allerdings hatten Truss und Kwarteng bereits nach kurzer Zeit einen Teil ihrer umfassenden Steuerreform angesichts lauter Proteste gestrichen - der Spitzensteuersatz bleibt, anders als zunächst vorgesehen, in der bisherigen Höhe von 45 Prozent bestehen.