MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Meisterbrief soll auch in Zukunft als Gütesiegel für qualifizierte Handwerker in Deutschland bestehen bleiben. Nach monatelangen Diskussionen um eine mögliche Aufweichung durch Vorgaben aus Brüssel gab ein hochrangiger Vertreter der EU-Kommission am Mittwoch Entwarnung. Die EU-Kommission beabsichtige nicht, den Meisterbrief zu verändern, sagte Generaldirektor Daniel Calleja Crespo am Mittwoch auf der Handwerksmesse in München. 'Der Meisterbrief ist eine der Säulen der deutschen Wirtschaft', sagte er.
Die EU-Kommission prüft derzeit, wie der Zugang zu reglementierten Berufen in den Mitgliedsstaaten erleichtert werden kann. Dies hatte in Deutschland Sorgen vor einer Aushöhlung des Meisterbriefs und der dualen Ausbildung genährt. Der EU-Generaldirektor betonte aber, der Erfolg des deutschen Modells spreche für sich. Das duale System sei dafür sehr wichtig.
Das deutsche Handwerk pocht vor allem darauf, dass der Meisterbrief Voraussetzung bleibt, um sich in bestimmten Handwerksberufen wie Dachdecker, Bäcker oder Fleischer selbstständig zu machen. Dazu äußerte sich Crespo nicht explizit. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, bewertete die Haltung der EU-Kommission deshalb zunächst zurückhaltend. 'Ich würde mich noch mehr freuen, wenn sie auch den Meisterbrief als Berufszugang für das Handwerk nicht infrage stellt', sagte er.
Kritiker sehen in dieser Zulassungsbeschränkung ein Relikt des mittelalterlichen Zunftsystems und fordern die Abschaffung des Meisterzwangs. In einigen EU-Staaten wird der deutsche Meisterbrief als Mittel zur Wettbewerbsbeschränkung für Handwerker aus dem Ausland gesehen.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gab ein klares Bekenntnis für das Qualitätssiegel ab. 'Der Meisterbrief steht für die Bundesregierung nicht zur Disposition', sagte er in einer Videobotschaft zur Eröffnung der Messe, deren persönlichen Besuch er kurzfristig absagen musste.
Auf dem Münchner Messegelände zeigen bis kommenden Dienstag (18. März) rund 1000 Aussteller ihr Angebot. Von der Goldschmiedekunst über Holzstatuen bis hin zu einer gläsernen Wurstküche sind alle Facetten des Handwerks zu sehen. Zum Auftakt zeigte sich die Branche zuversichtlich. Nach Umsatzrückgängen in den vergangenen beiden Jahren hoffen die Betriebe in diesem Jahr wieder auf mehr Aufträge. 'Die Handwerkskunden haben Geld und wollen es auch ausgeben', erklärte der Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Heinrich Traublinger.
Der Zentralverband des deutschen Handwerks rechnet auch dank des milden Winters mit einem Umsatzplus von bis zu zwei Prozent für 2014. Für die Branche ist die Messe auch politisch ein wichtiges Forum. An diesem Freitag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Spitzengespräch der Wirtschaft dort erwartet.tb