STUTTGART (dpa-AFX) - Mit flammenden Reden für bessere Einkommen und einen anderen Weg aus der Eurokrise haben führende Gewerkschafter am Tag der Arbeit im Südwesten tosenden Applaus eingefahren. Bei der bundesweiten Hauptkundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB in Stuttgart geißelte dessen Chef Michael Sommer niedrige Löhne, die Macht der Banken und die schwarz-gelbe Bundespolitik. '8,50 Euro die Stunde - das ist Beton. Darunter geht gar nichts', sagte er zur Forderung nach einem allgemeinen Mindestlohn in Deutschland.
IG-Metall-Vize Detlef Wetzel verwies in Singen auf den Verzicht der Arbeitnehmerschaft während der Krise, der zwar zehntausende Jobs gesichert habe - aber nun auch größere Sprünge nötig mache. 'Jetzt brummt der Laden wieder', sagte Wetzel laut Redemanuskript. 'Und wenn 2011 ein Jahr der guten Bilanzen war, dann muss 2012 ein Jahr der guten Löhne werden.' Bei der Telekom, in der Chemiebranche sowie in der Metall- und Elektroindustrie laufen derzeit große Tarifkonflikte.
Bei der DGB-Hauptkundgebung in Stuttgart verurteilte Sommer die Sparbemühungen im kriselnden Europa als eine falsche Politik auf dem Rücken der meisten Arbeitnehmer. 'Denn es sind doch nicht die Menschen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, sondern es sind die gierigen Eliten, die die Staaten ausgeplündert haben und es weiter tun und tun wollen', wetterte der DGB-Chef unter dem Beifall Hunderter von Menschen auf dem sonnigen Marktplatz. Der Gewerkschaftsbund sprach nach Sommers Rede von gut 5.000 Teilnehmern.
Aus Sicht des obersten deutschen Gewerkschafters gibt es 'nur eine vernünftige Möglichkeit, um eine Schuldenbremse überhaupt sozial gangbar zu machen. Die Steuern für Reiche müssen endlich wieder rauf'. Sommer warb auch für eine Finanztransaktionssteuer, um die Kapitalmärkte zu regulieren. 'Der Staat bekäme nicht nur Geld, wenn Ihr Euch eine Brezel kauft, sondern auch dann, wenn die Spekulanten ihre Computer tanzen lassen. Damit könnten wir Konjunkturprogramme finanzieren oder die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen', rief Sommer. 'Dann wird jeder Knopfdruck, mit dem Spekulanten Milliarden um den Globus jagen, richtig teuer. Und dann würden sich die Wetten für die Finanzhaie auch nicht mehr lohnen', argumentierte er.
Außerdem warnte der Chef der Gewerkschaft-Dachorganisation vor einem schleichenden Niedergang sozialer Errungenschaften. 'Wer über Schuldenbremsen schwadroniert, der sollte den Leuten die Wahrheit sagen: Nämlich, dass man in Wahrheit die Handlungsfähigkeit der Staaten einschränken will und auch den Sozialstaat beschneiden.' Sommer warbt für das genaue Gegenteil: Statt Spar- müssten Konjunkturprogramme her. In Anlehnung an das Belebungsprogramm nach dem Weltkrieg forderte er einen 'milliardenschweren Marshall-Plan'.
Angesichts der laufenden Tarifkonflikte etwa bei der Telekom und den Metallern rechnet Sommer mit einem harten Kampf und bekräftigte gleichzeitig die Notwendigkeit für ein großes Plus. 'Nach Jahren von Reallohn-Verlusten in vielen Bereichen unserer Wirtschaft, nach Jahren der gemeinsamen Anstrengungen, dieses Land durch die Krise zu führen, Firmen und Arbeitsplätze zu retten, sind wir jetzt dran.'
IG-Metall-Bundesvize Wetzel verwies auf die Dringlichkeit der Metaller-Forderungen, neben dem Ziel mehr Einkommen auch die Leiharbeit einzudämmen und ausgelernten Azubis die Übernahme zu sichern. 'Menschen sind mehr als eine Kostenstelle mit zwei Ohren.' Darüber hinaus verurteilte er die Rente mit 67 Jahren als 'die größte sozialpolitische Fehlentscheidung der letzten Jahrzehnte'. Sie sei nichts weiter als ein verkapptes Rentenkürzungsprogramm.
IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann verwies bei seinem Auftritt in Schwäbisch Hall auf die europäische Dimension der Misere. 'Heute sind 25 Millionen Menschen in der EU ohne Arbeit, ein Rekord seit Einführung des Euros. Jeder vierte Jugendliche hat weder Job noch Ausbildungsplatz, in Spanien und Griechenland sogar jeder zweite', sagte er laut Redevorlage. Die Schulden der Banken würden auf die Allgemeinheit abgewälzt und gingen auf Kosten der abhängig Beschäftigten, 'während das Kasino längst wieder aufgemacht ist'.
SPD-Wirtschaftsminister Nils Schmid betonte bei seiner Rede in Reutlingen, dass gerade am 1. Mai eine bessere Chancengerechtigkeit nicht aus den Augen gelassen werden dürfe. 'Herkunft darf kein Schicksal sein. Egal ob die Eltern aus Immenhausen oder Istanbul kommen, egal ob sie Vorstandsvorsitzender oder Facharbeiter sind, egal ob Hotelier oder Harz-IV-Empfänger: Jeder Mensch verdient es, sein Leben in die eigene Hand nehmen zu können - ob mit silbernem Löffel im Mund geboren oder nicht', sagte Schmid laut Redemanuskript./loh/DP/stb
IG-Metall-Vize Detlef Wetzel verwies in Singen auf den Verzicht der Arbeitnehmerschaft während der Krise, der zwar zehntausende Jobs gesichert habe - aber nun auch größere Sprünge nötig mache. 'Jetzt brummt der Laden wieder', sagte Wetzel laut Redemanuskript. 'Und wenn 2011 ein Jahr der guten Bilanzen war, dann muss 2012 ein Jahr der guten Löhne werden.' Bei der Telekom, in der Chemiebranche sowie in der Metall- und Elektroindustrie laufen derzeit große Tarifkonflikte.
Bei der DGB-Hauptkundgebung in Stuttgart verurteilte Sommer die Sparbemühungen im kriselnden Europa als eine falsche Politik auf dem Rücken der meisten Arbeitnehmer. 'Denn es sind doch nicht die Menschen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, sondern es sind die gierigen Eliten, die die Staaten ausgeplündert haben und es weiter tun und tun wollen', wetterte der DGB-Chef unter dem Beifall Hunderter von Menschen auf dem sonnigen Marktplatz. Der Gewerkschaftsbund sprach nach Sommers Rede von gut 5.000 Teilnehmern.
Aus Sicht des obersten deutschen Gewerkschafters gibt es 'nur eine vernünftige Möglichkeit, um eine Schuldenbremse überhaupt sozial gangbar zu machen. Die Steuern für Reiche müssen endlich wieder rauf'. Sommer warb auch für eine Finanztransaktionssteuer, um die Kapitalmärkte zu regulieren. 'Der Staat bekäme nicht nur Geld, wenn Ihr Euch eine Brezel kauft, sondern auch dann, wenn die Spekulanten ihre Computer tanzen lassen. Damit könnten wir Konjunkturprogramme finanzieren oder die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen', rief Sommer. 'Dann wird jeder Knopfdruck, mit dem Spekulanten Milliarden um den Globus jagen, richtig teuer. Und dann würden sich die Wetten für die Finanzhaie auch nicht mehr lohnen', argumentierte er.
Außerdem warnte der Chef der Gewerkschaft-Dachorganisation vor einem schleichenden Niedergang sozialer Errungenschaften. 'Wer über Schuldenbremsen schwadroniert, der sollte den Leuten die Wahrheit sagen: Nämlich, dass man in Wahrheit die Handlungsfähigkeit der Staaten einschränken will und auch den Sozialstaat beschneiden.' Sommer warbt für das genaue Gegenteil: Statt Spar- müssten Konjunkturprogramme her. In Anlehnung an das Belebungsprogramm nach dem Weltkrieg forderte er einen 'milliardenschweren Marshall-Plan'.
Angesichts der laufenden Tarifkonflikte etwa bei der Telekom und den Metallern rechnet Sommer mit einem harten Kampf und bekräftigte gleichzeitig die Notwendigkeit für ein großes Plus. 'Nach Jahren von Reallohn-Verlusten in vielen Bereichen unserer Wirtschaft, nach Jahren der gemeinsamen Anstrengungen, dieses Land durch die Krise zu führen, Firmen und Arbeitsplätze zu retten, sind wir jetzt dran.'
IG-Metall-Bundesvize Wetzel verwies auf die Dringlichkeit der Metaller-Forderungen, neben dem Ziel mehr Einkommen auch die Leiharbeit einzudämmen und ausgelernten Azubis die Übernahme zu sichern. 'Menschen sind mehr als eine Kostenstelle mit zwei Ohren.' Darüber hinaus verurteilte er die Rente mit 67 Jahren als 'die größte sozialpolitische Fehlentscheidung der letzten Jahrzehnte'. Sie sei nichts weiter als ein verkapptes Rentenkürzungsprogramm.
IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann verwies bei seinem Auftritt in Schwäbisch Hall auf die europäische Dimension der Misere. 'Heute sind 25 Millionen Menschen in der EU ohne Arbeit, ein Rekord seit Einführung des Euros. Jeder vierte Jugendliche hat weder Job noch Ausbildungsplatz, in Spanien und Griechenland sogar jeder zweite', sagte er laut Redevorlage. Die Schulden der Banken würden auf die Allgemeinheit abgewälzt und gingen auf Kosten der abhängig Beschäftigten, 'während das Kasino längst wieder aufgemacht ist'.
SPD-Wirtschaftsminister Nils Schmid betonte bei seiner Rede in Reutlingen, dass gerade am 1. Mai eine bessere Chancengerechtigkeit nicht aus den Augen gelassen werden dürfe. 'Herkunft darf kein Schicksal sein. Egal ob die Eltern aus Immenhausen oder Istanbul kommen, egal ob sie Vorstandsvorsitzender oder Facharbeiter sind, egal ob Hotelier oder Harz-IV-Empfänger: Jeder Mensch verdient es, sein Leben in die eigene Hand nehmen zu können - ob mit silbernem Löffel im Mund geboren oder nicht', sagte Schmid laut Redemanuskript./loh/DP/stb