DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Konsumgüterkonzern Henkel (ETR:HNKG_p) geht nach einem Umsatzsprung 2022 für das laufende Jahr angesichts anhaltender Inflation und steigender Zinsen von einer verhaltenen Entwicklung aus. Das Wachstum dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr abschwächen, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Und auch beim Ergebnis geht das Management im schlechtesten Fall von weiteren Rückgängen aus.
Die Aktie verlor zu Handelsbeginn bis zu 3,6 Prozent, konnte die Verluste dann im Laufe des Vormittags jedoch wieder leicht reduzieren. Mit einem Minus von 2,4 Prozent waren sie gegen Mittag im Dax einer der schwächsten Werte. Tags zuvor hatten die Papiere der Düsseldorfer mit 69,54 Euro zeitweise noch den höchsten Stand seit zwölf Monaten erreicht, nach plus 7 Prozent im laufenden Jahr.
"Henkel enttäuscht weiter", schrieb etwa Analyst Bruno Monteyne von Bernstein in einer ersten Reaktion. Er hob dabei insbesondere den Consumer-Bereich hervor. Zudem sei der avisierte Ergebniskorridor enorm breit. Dies werde die Anleger nicht zufriedenstellen. Andere Experten kommentierten den Ausblick wohlwollender. Celine Pannuti von JPMorgan (NYSE:JPM) hält ihn auf vergleichbarer Basis sogar insgesamt für recht ermutigend.
Henkel stellt für 2023 ein organisches Umsatzwachstum von einem bis drei Prozent in Aussicht. Dabei ausgeklammert sind Währungseffekte sowie Portfolioveränderungen. Die bereinigte Umsatzrendite sieht Henkel wegen anhaltend hoher Kosten bei zehn bis zwölf Prozent. Angesichts der unsicheren Lage geht das Unternehmen beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie von einer recht breiten Bandbreite von minus zehn bis plus zehn Prozent aus, was im Mittel ein Ergebnis auf Vorjahresniveau bedeuten könnte.
Im vergangenen Jahr hatte Henkel vor allem stark von steigenden Preisen profitiert. Der Umsatz stieg um 11,6 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro, organisch lag das Plus bei 8,8 Prozent. Wachstumstreiber war dabei das Klebstoffgeschäft mit prozentual zweistelligen organischen Zuwachsraten, gefolgt von den Wasch- und Reinigungsmitteln. Schlusslicht war erneut das Kosmetikgeschäft mit einem organischen Rückgang. Henkel führt die beiden Konsumentensparten zusammen, um wettbewerbsfähiger und profitabler zu werden. Die neue Struktur ist seit Jahresbeginn in Kraft. Mittelfristig will der Konzern so Bruttoeinsparungen von 500 Millionen Euro erzielen.
Im vergangenen Jahr lasteten die erheblich höheren Kosten etwa für Rohstoffe und Logistik auf den Ergebnissen, die Preiserhöhungen konnten dies nicht ausgleichen. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie sank um 14,5 Prozent auf 3,90 Euro. Der Nettogewinn ging um 23 Prozent auf rund 1,26 Milliarden Euro zurück. Dennoch will Henkel seinen Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro je Vorzugsaktie zahlen.