NEU DELHI (dpa-AFX) - US-Präsident Barack Obama hat bei seinem Besuch in Indien die politische und wirtschaftliche Elite für sich eingenommen und Jubelstürme bei der Bevölkerung ausgelöst. Als erster US-Präsident wohnte Obama am Montag in Neu Delhi den Feierlichkeiten zum Tag der Republik bei. Die Beziehungen der beiden Länder hätten "gewaltiges Potenzial", sagte er später bei einem Wirtschaftsforum. China meldete sich angesichts von so viel US-Unterstützung in seiner Nachbarschaft auch zu Wort: Die USA und Indien sollten sich bei den Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer nicht einmischen.
Obama beschrieb die USA und Indien als "echte globale Partner". Schon heute sei das Handelsvolumen 60 Prozent größer als bei seinem ersten Besuch 2010. Doch das reiche noch nicht. Es könne nicht sein, dass nur ein Prozent der US-Exporte auf den Subkontinent gingen - einem Land mit mehr als einer Milliarde Menschen. Er forderte Indien dazu auf, die Bürokratie zu begrenzen und Prozesse zu beschleunigen. Die Unternehmen bräuchten "transparentere, konsequentere und besser vorhersehbare Rahmenbedingungen".
Indiens Premierminister Narendra Modi sicherte seinem Gast zu: "Das Geschäftsumfeld steht nicht nur offen, sondern ist auch einladend". Die beiden demonstrierten bei ihren gemeinsamen Auftritten, welche enge Verbindung sie in nur wenigen Monaten aufgebaut haben. Modi sei sei "Partner und Freund", sagte Obama. Dieser nannte Obama beim Vornamen.
Auch das indische Volk klatschte und schrie begeistert, als Obama und die First Lady Michelle Obama zur Parade zum Tag der Republik kamen. Zwei Stunden lang saßen sie bei Nebel, Kälte und Regen auf der Tribüne und betrachteten den kilometerlangen Zug - eine Mischung aus der Zurschaustellung militärischer Macht und kultureller Vielfalt. Die Einladung an Staatschefs zu dem Nationalfeiertag gehört zu den höchsten Auszeichnungen, die Indien vergibt. Am 26. Januar 1950 war die Verfassung Indiens in Kraft getreten.
Am Vortag hatten die beiden Länder eine Erklärung zu ihrer gemeinsamen Strategie herausgegeben. Darin unterstrichen sie die Bedeutung, "die maritime Sicherheit zu schützen und die Freiheit der Navigation und des Überflugs in der Region zu wahren, besonders im Südchinesischen Meer". Die USA und Indien riefen alle Parteien auf, "die Androhung von Gewalt zu vermeiden". Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking sagte daraufhin, jene Länder, die außerhalb dieser Region lägen, sollten "keine Wellen machen".
Modi war erst im vergangenen Mai zum Regierungschef des aufstrebenden Schwellenlandes worden. Zuvor hatten die USA ihm jahrelang die Einreise verweigert, weil er als Regionalpolitiker für Ausschreitungen mit Hunderten Toten mitverantwortlich gewesen sein soll. Modi sagte, die Beziehung der beiden Länder seien nun von "neuem Vertrauen" geprägt.