BERLIN (dpa-AFX) - Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Erziehungs- und Sozialberufen ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Wie die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb am Dienstagnachmittag mitteilten, wurden die Gespräche auf Mai vertagt. Die Auseinandersetzung mit der Arbeitgeberseite habe sich dabei weiter zugespitzt, hieß es von Gewerkschaftsseite. Verdi-Chef Frank Werneke übte harsche Kritik an der Position der Arbeitgeber und kündigte an, dass es vor der finalen Verhandlungsrunde im Mai "zu heftigen Reaktionen" kommen werde. Auch mit Warnstreiks sei zu rechnen. Auch der dbb kündigte an, seinen Protest in den kommenden Wochen "verstärkt auf die Straße tragen" zu wollen.
Bis Dienstagnachmittag hatten die Gewerkschaften zwei Tage lang in Potsdam mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA um bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung für die rund 330 000 kommunalen Kita-Erzieherinnen und anderen Beschäftigten in sozialen Berufen gerungen.
"Mit ihrem Verhalten sind die Arbeitgeber für die Zuspitzung des Konfliktes verantwortlich", erklärte der Verdi-Chef. Ein konkretes Angebot zur Entlastung der Beschäftigten sei verweigert worden. Werneke warnte vor "chaotischen personellen Verhältnissen in Kitas und sozialen Einrichtungen", wenn sich die Arbeitsbedingungen nicht verbesserten. Bis 2025 würden allein in den Kitas 300 000 Fachkräfte fehlen, sagte Werneke.
Der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach warf den Arbeitgebern vor, "das Ausmaß der Personalnot immer noch nicht verstanden" zu haben. Eine "konstruktive Diskussion" über die Aufwertung von Berufen in der frühkindlichen Bildung und der Sozialen Arbeit sei "kaum möglich" gewesen. Silberbach warnte vor einer "massiven Abwanderung von Beschäftigten".
Die Arbeitgebervereinigung VKA teilte am Abend mit, die Vorschläge der Gewerkschaften zur Entlastung seien "realitätsfern und nicht umsetzbar". Die kommunalen Arbeitgeber hätten deutlich gezeigt, an welchen Stellen ein Entgegenkommen möglich sei, sagte VKA-Präsidentin und Verhandlungsführerin Karin Welge. "Dabei bleibt es aber bei der Prämisse, dass grundsätzlich nur gestiegene Anforderungen auch eine Aufwertung für die Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst mit sich bringen können."
Die Verhandlungen, die im Februar nach langer Corona-Pause wieder aufgenommen worden waren, gehen am 16. und 17. Mai in die dritte und voraussichtlich letzte Runde.