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ROUNDUP/Energiekosten und Krieg: Chemietarifpartner peilen 'Brückenlösung' an

Veröffentlicht am 21.03.2022, 16:16
© Reuters.

HANNOVER (dpa-AFX) - Wegen der hohen Inflation und Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg steuern die Tarifgespräche für die rund 580 000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie vorerst wohl nur auf einen Teilabschluss zu. Die Verhandlungsführer der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite deuteten am Montag zum Start der bundesweiten Runde in Hannover ihre Bereitschaft zu einer "Brückenlösung" an.

Über konkrete Zahlen oder genaue Kompromisslinien wurde noch nichts bekannt. Denkbar wäre etwa, dass ein Basispaket zunächst moderate Lohnzuwächse enthält - abgedeckt mit Einmalzahlungen und Prämien oder einem vorläufig geringeren dauerhaften Entgeltplus. Später ließen sich bestimmte Zusatzpunkte dann gegebenenfalls nachverhandeln.

Die Gewerkschaft IG BCE hatte ursprünglich einen Abschluss oberhalb der Teuerungsrate verlangt. Im Februar waren die Verbraucherpreise in Deutschland erneut geklettert, gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,1 Prozent. Da der russische Angriff auf die Ukraine die Rohstoffkosten treibt, könnte dieser Trend aus Sicht vieler Ökonomen noch anhalten.

IG-BCE-Vizechef Ralf Sikorski sagte zum Auftakt der Verhandlungen mit dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC): "Wir haben durch das Wirken von Herrn Putin Inflationsraten, deren Realitätssinn geprüft werden muss." Die Unternehmen verwiesen ebenfalls auf erhöhte Kosten.

Nach Auffassung der Arbeitnehmer müssen die zunehmenden finanziellen Lasten für etliche Betriebe berücksichtigt werden. Ein Verschieben der gesamten Tarifrunde sei mit ihm allerdings nicht zu machen, betonte Sikorski. Ein Teil der Entgelt-Erhöhungen müsse "real kommen, und zwar jetzt", forderte er. "Wir brauchen für unsere Kolleginnen und Kollegen jetzt ein Ergebnis, zumindest ein Teilergebnis. Und dann kann man Brücken bauen in den Herbst rein."

Hans Oberschulte als Verhandlungsführer der Arbeitgeber zeigte sich prinzipiell offen für solch ein Verfahren. "Wir müssen uns überlegen, welchen Teil von Belastungen wir den Unternehmen dauerhaft zumuten können und welcher Teil möglicherweise nur temporär sein kann." Er stellt jedoch klar: "Eine Inflationsrate, die zum größten Teil aus einer temporär überhitzten Situation entsteht, darf nicht die Grundlage für eine Tariferhöhung sein, die wir dauerhaft für alle Zukunft in unseren entsprechenden Tabellenentgelten haben."

Die Chemie- und Pharmabranche strebt den ersten großen Flächentarifabschluss in Deutschland in diesem Jahr an. In regionalen Sondierungstreffen gab es bisher keine nennenswerte Annäherung - auch weil sich die schwierige Lage mit dem Krieg nochmals verschärft hat. Viele Firmen sorgen sich um Standorte und Lieferketten. Die Chemie ist so sehr wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig auf eine stabile Versorgung mit Öl, Gas und Kohlenwasserstoff-Vorprodukten angewiesen.

Zum anderen wollen die Beschäftigten eine Sicherung der Kaufkraft. Sikorski räumte mit Blick auf die Ukraine ein: "Seit dem 24. Februar sind wir in einer völlig anderen Situation." Er regte daher an, eine Grundvereinbarung auszuarbeiten, die im Herbst ausgebaut werden könnte. Abzuwägen sei: "Was sind reale Erwartungen, und was ist im Moment überhitzt? Diese beiden Dinge zusammenbringen kann man, in dem man eine Brücke baut."

Auch Arbeitgeber-Verhandlungsführer Oberschulte sprach sich für eine schrittweise Lösung "beim möglichen Brückenbau" aus. Klar müsse sein, dass statt einer Zahl von "vier Prozent plus x" eher "vier Prozent minus y" herauskommen dürfte. Eine Einigung sei jedoch möglich: "Ich bin optimistisch, dass wir am Ende ein Ergebnis bekommen werden, das beide Seiten tragen können." Davon unabhängig gelte: "Es hat überhaupt noch nie Tarifverhandlungen einer größeren Branche gegeben, während mitten in Europa Krieg herrscht. Das ist komplett neu."

Beide Seiten wollen auch über Ausbildung und weitere Themen sprechen. Am Dienstag soll die erste Runde in Hannover fortgesetzt werden.

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