HAMBURG (dpa-AFX) - Die Lage im deutschen Schiffbau hat sich trotz der hartnäckigen Schifffahrtskrise stabilisiert. Nach einer Umfrage bei Betriebsräten im Auftrag der IG Metall Küste beschäftigen die Werften fast 15 200 Mitarbeiter, das sind 580 weniger als vor einem Jahr. Der Rückgang sei im Wesentlichen auf den Abschluss der P+S-Insolvenz in Mecklenburg-Vorpommern zurückzuführen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag in Hamburg mit. Dazu kommen rund 9000 Zeitarbeiter und Arbeitnehmer mit Werkverträgen. In der Summe arbeiten rund 24 000 Menschen auf deutschen Werften. Dazu kommen gut 70 000 in der Zulieferindustrie, viele davon in Süddeutschland.
In den kommenden zwölf Monaten sei mit Stabilität oder einem leichten Aufbau der Beschäftigung zu rechnen, heißt es in der Studie. Nach den Prognosen der Betriebsräte könnten rund 300 neue Arbeitsplätze im Schiffbau entstehen. "Von den Regierungen des Bundes und der Länder erwarten wir, dass sie die Branche unterstützen", sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken. "Etwa durch die Förderung von Innovationen oder bei der Absicherung der Finanzierung von Aufträgen." Der Schiffbau sei das Rückgrat der maritimen Wirtschaft.
Lediglich ein Fünftel der Werften verfüge nach Einschätzung der Betriebsräte über eine Forschungs- und Entwicklungsstrategie, sagte Geiken. "Mit dem Spezialschiffbau steigen die Anforderungen an die Unternehmen", erklärte der Bezirksleiter. "Sie müssen sich stärker auf Forschung und Entwicklung konzentrieren." Das gelte umso mehr, als dass neben Kreuzfahrtschiffen, Jachten und Fähren auch Aufträge für Spezialschiffe für die Offshore-Industrie neu in die Bücher aufgenommen wurden. "Nachdem die Reform des EEG für Klarheit gesorgt hat, erwarten wir von den Unternehmen, dass die weiteren Aufträge für Arbeitsplätze an der Küste sorgen."
Die Zahl der Zeitarbeiter und Beschäftigten mit Werkvertrag wertet die Gewerkschaft als Beleg für die drohende Gefahr von Missbrauch. "Wir werden deshalb weiter auf tarifliche und gesetzliche Regelungen drängen", sagte Geiken.tw