Investing.com - Es ist wieder einmal soweit: Die Schuldenobergrenze der USA steht auf der Kippe. Ein Thema, das die Finanzwelt in Atem hält und nicht nur bei Investoren für schlaflose Nächte sorgt. Denn was passiert, wenn sich die politischen Parteien nicht einigen können und die Schuldengrenze nicht angehoben wird? Es droht ein Chaos, das nicht nur die USA, sondern die gesamte Weltwirtschaft in den Abgrund stürzen könnte. Ein Mann, der weiß, wovon er spricht, ist Stanley Druckenmiller. Der Hedgefonds-Milliardär äußerte sich in einer Rede an einer Universität besorgt über die aktuelle Pattsituation bezüglich der Schuldenobergrenze. Seiner Meinung nach stehen aber die potenziellen Gefahren unkontrollierter Staatsausgaben in keinem Verhältnis zu der derzeitigen Debatte um das Schuldenlimit.
In einer Rede an der University of Southern California Marshall School of Business verglich der prominente Investor Druckenmiller die "fiskalische Sorglosigkeit" der letzten zehn Jahre mit einem wahren Horrorfilm, wie Bloomberg berichtete.
In einer E-Mail gegenüber der angesehenen Nachrichtenagentur sagte er, er hoffe, dass die US-Regierung keinen Zahlungsausfall erleide, "aber ehrlich gesagt ist die Konzentration auf die Schuldenobergrenze anstelle der künftigen Finanzfragen so, als säße man am Strand von Santa Monica und mache sich Gedanken darüber, ob eine 30 Fuß hohe Welle den Pier beschädigen könnte, wenn man weiß, dass nur 10 Meilen entfernt ein 200 Fuß hoher Tsunami droht".
Unter Berücksichtigung künftiger Leistungsansprüche schätzt Druckenmiller, dass die tatsächliche Schuldenlast der USA näher bei 200 Billionen Dollar liegt, also deutlich über der bereits erreichten Schuldengrenze von 31,4 Billionen Dollar.
US-Finanzministerin Janet Yellen hatte erst kürzlich vor einem möglichen Zahlungsausfall der Regierung schon am 1. Juni gewarnt. In einem Brief an Kevin McCarthy, den republikanischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, betonte sie, dass die Reserven bald schon aufgebraucht sein könnten. Ob dies jedoch bereits am 1. Juni der Fall sein werde oder erst einige Wochen später, lasse sich jedoch nicht präzise vorhersagen.
Ein Zahlungsausfall würde bedeuten, dass die US-Regierung ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann und die Zahlungen an Gläubiger, Rentner und öffentliche Dienstleistungen einstellt. Das würde zu einer Krise an den Finanzmärkten führen und das Vertrauen in die USA als sicheren Hafen erschüttern.
Druckenmiller stellte auch die Maßnahmen der Federal Reserve (Fed) in Frage und sagte, dass die Politik des billigen Geldes in den letzten Jahrzehnten zu einem rücksichtslosen Verhalten der Finanzindustrie, der Regierung und der Banken geführt habe.
"Da die Fed leider immer noch einen großen Teil der Staatsschulden besitzt, gibt sie sich weiterhin der falschen Illusion hin, dass sie uns bei unseren Haushaltsproblemen helfen kann", sagte er.
Während die Erhöhung der Leitzinsen um 5 Prozentpunkte seit letztem Jahr ein Schritt in die richtige Richtung war - "der Versuch, den größten Fehler in der Geschichte der Fed zu korrigieren" -, zweifelt Druckenmiller an der Entschlossenheit der Zentralbank, an ihren Plänen festzuhalten.
"Beim ersten Anzeichen von Ärger hat die Fed letzten Monat in nur vier Tagen den größten Teil der kleinen Fortschritte, die sie bei der Reduzierung ihrer Bilanz gemacht hatte, wieder rückgängig gemacht", stellte er fest. "Diese asymmetrische Reaktion der Fed ist die Ursache für das Fehlen ernsthafter struktureller Maßnahmen in Washington auf beiden Seiten des politischen Spektrums."
In Reaktion auf die Bankenkrise hat die Fed ein neues Programm zur Unterstützung regionaler Kreditinstitute aufgelegt, das so genannte Bank Term Funding Program. Das BTFP bietet Banken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften und anderen zugelassenen Einlageninstituten Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr im Tausch gegen Sicherheiten, die für den Ankauf durch die US-Notenbank im Rahmen von Offenmarktgeschäften geeignet sind. Dadurch erhöht sich jedoch, zumindest vorübergehend, die Fed-Bilanz, was ihren derzeitigen Bemühungen zuwiderläuft, die Bilanz zu verkleinern, um die finanziellen Bedingungen im Kampf gegen die Inflation zu straffen.