Investing.com - Inmitten eines aufsteigenden Sturms aus wirtschaftlichen Herausforderungen und globaler Finanzunsicherheit, ragt ein bestimmtes Thema in diesen Tagen bedrohlich heraus: steigende Zinsen. Besonders an diesem Mittwoch rückt dieses Thema in den Vordergrund. Denn die Federal Reserve dürfte heute Abend eine weitere Zinserhöhung beschließen. Es sind vor allem die Haushalte, die den Hieb zu spüren bekommen, da die Kreditkosten in die Höhe schnellen und ihre finanzielle Belastung zunehmen. Doch das ist längst nicht alles, denn der Schuldendienst der USA steht kurz davor, 1 Billion US-Dollar zu erreichen.
Eigentlich sollte sich ein höherer Schuldendienst langfristig bremsend auf die Gesamtwirtschaft auswirken, vor allem wenn die Federal Reserve die Leitzinsen tatsächlich noch länger auf einem höheren Niveau hält, um die Inflation nachhaltig einzudämmen.
Mit diesem Thema hat sich Albert Edwards, ein Experte der französischen Bank Société Générale (EPA:SOGN), in seinem aktuellen "Global Strategy Weekly" beschäftigt und kommt zu einigen überraschenden Feststellungen. Seine Grafik, die er als "die krasseste Makrografik, die ich seit vielen Jahren gesehen habe" beschrieb, machte Folgendes deutlich: Während die Zinsen der Federal Reserve dramatisch steigen, sinkt die Schuldenlast der Unternehmen im Verhältnis zu den Gewinnen.
"Schauen wir Z1 der Fed (Tabelle L103) genauer an, dann wird deutlich, dass der US-Unternehmenssektor ein gewaltiger Nettokreditnehmer ist", so Edwards. "Normalerweise würden bei steigenden Zinsen auch die Nettoschuldzahlungen ansteigen, was zu geringeren Gewinnmargen und einer Verlangsamung der Wirtschaft führt. ABER NICHT DIESES MAL."
Der Fachmann weist darauf hin, dass "die Nettozinszahlungen der Unternehmen stattdessen eingebrochen sind". Wie ist das möglich? Edwards erinnert daran, dass ein großer Teil der enormen Kreditaufnahme in den Jahren 2020 und 2021 weiterhin als variabel verzinste Einlagen in den Bilanzen der Unternehmen besteht. Das bedeutet, dass sie weiterhin von den sehr niedrigen Zinsen in diesen Jahren profitieren, während ihre Zinseinnahmen aus Barmitteln sprunghaft ansteigen.
Edwards stellt fest: "Die Unternehmen haben die Zinskurve tatsächlich umgekehrt gespielt und sind zu Nettogewinnern der steigenden Zinsen geworden, indem sie im vergangenen Jahr 5 % zu den Gewinnen hinzugerechnet haben, anstatt wie üblich 10 % oder mehr von den Gewinnen abzuziehen".
So betonte Edwards, dass "es nicht nur die Gierflation ist, die die Gewinnmargen in den USA hochtreibt und die Rezession hinauszögert", sondern dass "die Zinsen einfach nicht mehr so funktionieren wie früher".