BERLIN (dpa-AFX) - Der SPD-Gesundheitspolitiker Christos Pantazis sieht Vorteile einer möglichen Testpflicht für Flugreisende aus China mit anschließender Sequenzierung - notfalls auch im deutschen Alleingang. Er halte eine Testpflicht wegen möglicher neuer Varianten für sinnvoll, sagte der Mediziner am Freitag im RBB-Inforadio. Er hoffe noch auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen. Andernfalls wolle er sich für einen deutschen Alleingang einsetzen, so Pantazis. Er betonte aber: "Einreiseverbote auszusprechen, schießt weit über das Ziel hinaus."
Angesichts der Corona-Welle in China haben manche Länder eine Testpflicht für Einreisende aus der Volksrepublik eingeführt. In Italien müssen Flugreisende seit Donnerstag nach ihrer Landung noch am Flughafen einen verpflichtenden Corona-Test machen. Auch Spanien kündigte an, dass bei China-Einreisen ein Corona-Test oder eine vollständige Impfung nachgewiesen werden müsse. In den USA (ab 5. Januar) und Indien (ab Sonntag) müssen Einreisende vor Abflug ein negatives Resultat vorweisen.
Es gehe bei den Tests auch darum, neue Varianten zu erkennen: So werde in Italien nicht nur getestet, sondern auch sequenziert. Pantazis erklärte: Chinas Bevölkerung sei "immunologisch noch sehr naiv", weil sie kaum geimpft sei und entsprechend keine hohe Grundimmunität herrsche. Er sei überzeugt, dass die Chinesen bei den Genanalysen neuer Virenstämme die Daten nicht weiterleiteten. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser."
Der Geschäftsführer der Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, forderte ein gemeinsames Vorgehen der EU. "Fast drei Jahre Erfahrungen mit Corona haben bewiesen: Nationale Alleingänge sind für den Binnenmarkt und die EU gefährlich."
Nach fast drei Jahren strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner umstrittenen Null-Corona-Politik verkündet. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.