BERLIN (dpa-AFX) - Chinas Kreditangebote an afrikanische Länder sind häufig teurer als ähnliche Angebote aus dem Westen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Demnach liegen die Zinssätze bei chinesischen Krediten im Schnitt bei 2,7 Prozent, bei bilateralen, zumeist westlichen Gebern hingegen bei durchschnittlich 1,4 Prozent. Zudem seien die Laufzeiten der chinesischen Kredite kürzer als die westlicher. Westliche Kredite seien für die wirtschaftliche Entwicklung der Länder günstiger, aber wegen Auflagen weniger attraktiv.
Chinesisches Geld fließe häufiger in Staaten mit weniger entwickelten demokratischen Strukturen. Die höheren Zinsen würden diese Länder in Kauf nehmen, um die Auflagen westlicher oder multilateraler Geber bezüglich Korruptionsbekämpfung zu umgehen, heißt es in der Studie. "Die chinesische Kreditvergabe an afrikanische Länder steht somit im Wettbewerb zur westlichen Entwicklungspolitik", erklärte Lorenz Meister, wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIW.
Bei vielen Afrikanern ist Beobachtern zufolge zuletzt der Unmut über die unzähligen chinesischen Investitionen gewachsen. Dafür liefert die Studie eine Erklärung: Oft fließe das Geld in überdimensionierte Prestigeprojekte, deren volkswirtschaftlicher Nutzen zweifelhaft sei. In Kenias Hauptstadt Nairobi hat China zum Beispiel den Bau einer Stadtautobahn finanziert, die den Verkehr in der Stadt entlasten soll. Die teure Mautstraße wird jedoch kaum genutzt.
Auf lange Sicht könnten westliche Kredite daher wieder erste Wahl für afrikanische Staaten werden - insbesondere, wenn es um das Thema Umschuldung geht. Diese ist laut der Studie bei chinesischen Krediten unüblich. Wenn afrikanische Staaten ihre Kredite nicht planmäßig zurückzahlen könnten, müssten sie im chinesischen Modell weitere Kredite aufnehmen. Westliche Geber hingegen stünden einer Umschuldung offener gegenüber. Zudem solle der Westen über eine Lockerung seiner Auflagen nachdenken, um dem Gefühl der Bevormundung auf afrikanischer Seite entgegenzuwirken.