😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

Studie: Deutschland müsste hohen Preis für Entkopplung zahlen

Veröffentlicht am 04.05.2023, 12:07
Aktualisiert 04.05.2023, 12:15
© Reuters.

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eine Abkopplung von China und anderen wichtigen Wirtschaftsnationen außerhalb der EU würde die deutsche Wirtschaft nach einer neuen Studie außerordentlich hart treffen. Ein Zusammenbruch oder ein bewusster Rückzug aus globalen Wertschöpfungsketten würde zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten führen, argumentiert der Ökonom Gabriel Felbermayr, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung.

Eine vollständige Durchtrennung des Handels mit industriellen Zwischen- und Vorprodukten von EU und restlicher Welt würde das Realeinkommen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland demnach kurzfristig um 20 Prozent sinken lassen. Auftraggeber der Studie war die Münchner Stiftung Familienunternehmen, Anlass die politische Diskussion um die wirtschaftliche Abhängigkeit von China und anderen Nationen. Das Realeinkommen ist eine volkswirtschaftliche Kennzahl, die die Kaufkraft abbildet: Das Einkommen eines Haushalt geteilt durch den Verbraucherpreisindex.

Eine Entkopplung hätte für die Volkswirtschaft nachteilige Effekte, schreiben Felbermayr und sein Ko-Autor Oliver Krebs. "Daher muss die Politik mit großer Vorsicht an das Thema herangehen, auch bei Maßnahmen, die nicht an das völlige Abkoppeln von einzelnen Lieferländern oder Sektoren heranreichen." Die Wissenschaftler beziehen sich dabei ausdrücklich auf die von der EU angestrebte strategische Autonomie.

Dem hypothetischen Szenario der Wissenschaftler liegt die Annahme zugrunde, dass die Industrie in der EU ausschließlich innerhalb der Union europäisch produzieren und Vor- und Zwischenprodukte weder ex- noch importieren würde.

Eine solche Entkopplung der Produktionsketten von den USA würde demnach kurzfristig das Realeinkommen in Deutschland um drei Prozent absenken, eine Abkopplung von China oder Großbritannien je um zwei Prozent. Die Effekte würden laut der Modellrechnungen einzelne Wirtschaftszweige und Regionen unterschiedlich hart treffen. Langfristig könnte die deutsche Volkswirtschaft laut Studie einen Teil der Einbußen kompensieren.

Besonders empfindlich sind demnach unter anderem Nahrungsmittelbranche, Chemie, Autoindustrie und Bau. Modelliert haben die beiden Wissenschaftler die wahrscheinlichen Effekte aber auch für Länder, deren Beziehungen zur EU nicht oder nur geringfügig von politischen Kontroversen beeinträchtigt sind, darunter die Schweiz. Sollte der Zwischengüterhandel mit der Schweiz unterbrochen werden, würde das laut Studie vor allem dem angrenzenden Baden-Württemberg schaden.

Die Erfahrungen der Corona- und Ukrainekrise hätten Politik und Unternehmen zu einer Neubewertung von Lieferketten und Abhängigkeiten gebracht, kommentierte Rainer Kirchdörfer, der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. "Das ist vernünftig." Doch die Studie zeige: "Die Vorteile des globalen Handels sind meist unschlagbar."

Studienautor Felbermayr ist einer der bekanntesten Ökonomen im deutschsprachigen Raum. Er war lange Jahre am Münchner Ifo-Institut und leitete von 2019 bis 2021 das Kieler Institut für Weltwirtschaft. Seit 2021 steht er dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung vor.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.