BERLIN (dpa-AFX) - Der von Schwarz-Rot angekündigte Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde zeigt offenbar schon vorab Wirkung: Immer seltener liegen tariflich vereinbarte Lohnuntergrenzen niedriger als diese Marke. Das ergab eine Auswertung von knapp 5000 Vergütungsgruppen durch das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag in Berlin vorgelegt.
Im Dezember 2013 sahen danach nur 10 Prozent der untersuchten Vergütungsgruppen Stundenlöhne von weniger als 8,50 Euro vor. Im Dezember 2012 lag dieser Anteil noch bei 11 Prozent, im September 2011 bei 13 Prozent, im März 2010 bei 16 Prozent. Diese Entwicklung zeige, dass die Gewerkschaften die Situation im Niedriglohnsektor 'aus eigener Kraft deutlich verbessert haben', sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Reinhard Bispinck.
Die Aussicht auf den gesetzlichen Mindestlohn macht es nach seiner Einschätzung für Arbeitgeber unattraktiv, sich Tarifverhandlungen zu entziehen. Die Vereinbarungen über Branchenmindestlöhne im Friseurgewerbe und in der Fleischindustrie seien Beispiele dafür. Insgesamt 79 Prozent der Vergütungsgruppen beginnen laut WSI mit einem Stundensatz von mindestens 10 Euro, bei 12 Prozent sind es sogar 20 Euro und mehr.